jueves, 27 de enero de 2011

Aus Potosí

SEITDEM FRAU ROMMEL, meine Spanischlehrerin in der zehnten Klasse, im Unterricht Bilder von ihrer Reise nach und durch Südamerika gezeigt hat, hat sich die Idee, eine ähnliche Reise zu unternehmen, in meinem Kopf festgesetzt: Die Bilder hatten mich derartig begeistert, dass gar kein Weg daran vorbeiführen konnte, diese Orte selbst zu bereisen und mit eigenen Augen zu sehen!

Wir fuhren also von La Paz nach Uyuni. Die Fahrt sollte um sieben Uhr am Abend beginnen und nach rund zwölf Stunden enden. Wir würden also in Ruhe das Büro unserer Agentur finden können, um die Tour zum Salar de Uyuni um zehn Uhr vormittags beginnen zu können. Doch wieder einmal sollten sich die Pläne als eine nette Wunschvorstellung herausstellen: Kurz hinter Oruro blieb unser Bus in der Wüste stehen. Aus der angekündigten halben Stunde, die es dauern würde, bis es weitergehen könnte, wurden fünf Stunden, und in Uyuni angekommen, war unser Jeep bereits abgefahren.

Am Folgetag konnten wir dann eine andere Tour antreten, ohne extra dafür bezahlen zu müssen (vom Hotel und dem Abendessen abgesehen). Immerhin hatten wir bis dahin Zeit gehabt, ein wenig durch Uyuni zu spazieren: Das Städchen lebt hauptsächlich vom Tourismus, was man an den unzähligen Tourunternehmen und den Pizzerien unschwer erkennen kann. Abseits der Hautpstraße ändert sich das Bild des Ortes jedoch sehr rasch. Lehmhütten reihen sich an den staubigen Straßen, im Hintergrund sind Wüste und Berge zu sehen, alles erinnert irgendwie an Westernfilme.

Nun zur Tour: Wir fuhren mit Chacha und Ki, einem südkoreanischen Pärchen, Ángel Miguel aus Kolumbien, Caro aus Chile und unserem Fahrer, Alejandro, zunächst zum cementerio de trenes, dem Zugfriedhof: Hier rosten einige Dampfloks und Waggons in der Wüste vor sich hin. Anschließend fuhren wir nach Colchani am Ufer des größten Salzsees der Welt: Hier gab es vordergründig günstige Souvenirs. Hinter einer der Holztüren packte eine Frau Salz in Plastiktüten ab, was ich aber eher zufällig entdeckte. Die Dame sitzt acht Stunden am Tag vor einem Haufen Salz und befüllt Plastiktüten Pfundweise mit dem weißen Gut. Für tausend Tüten bekommt sie zwanzig Bolivianos - das sind etwas mehr als zwei Euro. Pro Tag schafft sie nach eigenen Angaben rund sechshundert Tüten und verdient also rund einen Euro sechzig, oder zwei Dollar. Dass sie damit über der offiziellen Armutsgrenze lebt, ist einfach nur zynisch.

Von Colchani aus fuhren wir aufs Salz. Der Boden war weiß, soweit das Auge reichte und man verlor legliche Orientierung und die Fähigkeit, Entfernungen einzuschätzen. Es war ein unglaubliches Gefühl, durch diese Wüste aus Salz zu fahren! Und es sollte noch besser werden: In der Mitte des salar liegt die Isla del Pescado, die Fischinsel. Dort gedeihen riesige Kakteen, zwischen denen man immer wieder spektakuläre Aussichten auf den Salzsee erhaschen konnte, mit schneebedeckten Bergen im Hintergrund und dem blauen Himmel.

Am Abend erreichten wir das Südliche Ufer des Salzsees und übernachteten in einem Hotel, das größtenteils aus Salz besteht: Boden, Wände und sogar Möbel wurden sozusagen aus dem See geschnitten.

Am nächsten Morgen brachen wir gen Süden auf. Wir bewegten uns immer auf einer Höhe von etwas mehr als viertausend Metern über Normal Null, sodass fast alle Berge, die wir passierten, schneebedeckt waren. Und wieder war die Natur schlichtweg Atemberaubend: Die verschneiten Gipfel, ewige Weiten,Wüsten, Felsformationen... Gleichzeitig musste ich denken, dass es bei dieser Umgebung, diesem schroffen Klima kein Wunder ist, dass Bolivien das ärmste Land Südamerikas ist: Es kann nichts angebaut werden, und reicher als andere südamerikanische Länder ist Bolivien an Bodenschätzen auch nicht: Salz ist nichts mehr wert, und im Vergleich zu Venezuela, Ecuador und anderen Nationen bietet Bolivien kein Erdöl...

An diesem zweiten Tag passierten wir neben einigen Fünftausendern auch ein paar Lagunen, in denen sich zahlreiche Flamingos tummelten und zu denen Lamas und Vicuñas drängten, um ihren Durst zu stillen. Am Ende des Tages passierten wir noch den árbol de piedra, den Baum aus Stein, einen bizarren Felsen mitten in der Wüste Südboliviens, bevor wir an der farbigen Lagune, der Laguna Colorada, ankamen, wo wir unser Nachtlager hatten.

Von dort aus brachen wir am dritten und letzten Tag unserer Tour auf, um im Morgengrauen Geysire zu sehen, in warmen Quellen zu baden und die beiden Koreaner ab der chilenischen Grenze abzusetzen. Und dann ging es acht Stunden nordwärts durch die Wüste. Ich konnte mich nicht sattsehen an der Einöde und den Bergen, war dennoch erleichtert, als wir in Uyuni ankamen. Von dort ging es nach Potosí.

Heute haben wir Zeit, die Stadt ein wenig zu erkunden, und morgen werden wir eine Tour in die Minen wagen. Über diese werde ich bei Gelegenheit berichten. Aus Sucre vielleicht, wo wir morgen hinfahren, oder aus Cochabambam wo wir spätestens am Montag eintreffen werden, um unsere Reise in Ruhe ausklingen zu lassen. Bis dahin!

2 comentarios:

  1. Lieber Simon,
    wenn es stimmt, dass bei uns in den nächsten Wochen noch mehr Schnee fallen soll als im Dezember - wo schon alle Kommunen über Salzknappheit klagten -, könnte Bolivien hierzulande einen schwunghaften Handel mit Salz starten.
    Wann zeigst Du Bilder? Ich bin schon so gespannt!
    Gute Reise und liebe Grüße!
    Mama

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  2. Vom Zynismus zu sprechen und ihn selber zu benutzen find ich gut! Doch leider sind in Bolivien so viele Arbeitsplaetze gestrickt.
    In Cochabamba sitzen Menschen den ganzen Tag auf der Strasse, vielleicht noch in der direkten Sonne, um Registerkarten der Trufis gegen zu zeichenen.

    Mit gefaellt dein Stil zu berichten sehr.

    Henry

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