viernes, 21 de enero de 2011

Aus La Paz

VON COPACABANA AUS brachen Annika und ich gemeinsam mit Francisco und Julián aus Argentinien zur Sonneninsel auf. Wir hatten uns reichlich mit Nahrungsmitteln eingedeckt, um an den folgenden Abenden kochen zu können: Es gibt weder in Copacabana noch auf der Insel einen Geldautomaten, sodass wir auf ein kleines Sparprogramm angewiesen waren!

Glücklicherweise mussten wir deshalb nicht auf die besten Seiten der Insel verzichten: Unser Hostal lag auf einem Bergkamm, der sich vom Süden bis zum Norden der Insel zieht und von dem aus wir den See beiderseits der Sonneninsel sehen konnten. Und die Aussichten waren spektakulär: Im Osten konnten wir in weiter Ferne die schneebedeckten Gipfel der bolivianischen Anden sehen, über denen morgens die Sonne und abends der Mond aufging. Im Westen war die Landschaft weniger spektakulär, dafür bot sich uns zumindest am ersten der beiden Abende, die wir auf der Insel verbrachten, ein toller Sonnenuntergang. Frauen in traditioneller Bekleidung sowie Lamas und Esel rundeten das Bild ab.

Doch ganz unberührt von westlichen Einflüssen und zweifelhaften Entwicklungen konnte sich auch die Isla del Sol nicht zeigen: Der Tourismus boomt und hinterlässt seine Spuren: Es scheint, als werde der größte Teil der auf der Insel befindlichen Gebäude als Hotel oder Hostal genutzt, Internetcafés und kleine Stände mit Wollwaren sind leicht zu finden, und für alles und jedes wird eine propina verlangt, ein Trinkgeld: Für Fotos (auch von Schafen und Lamas), für Auskünfte, für das Passieren eines Weges...

Unser Spaziergang von unserem Hostal im Süden der Insel in den Norden des Eilandes und zurück führte uns zunächst zu den Ruinen, die sich beinahe an der nördlichesten Spitze der Insel befinden. Sie waren, zumal nach Machu Picchu, nicht sonderlich beeindruckend. Im Gegensatz zu dem Strand im Nordosten der Insel, den wir etwas später passierten: Hier reihten sich unzählige Zelte aneinander, Grills hüllten den See in Rauch und Gitarrenspieler und Jongleure unterhielten die Anwesenden. Wie froh ich war, im Süden der Insel untergekommen zu sein, wohin sich (vielleicht aufgrund des steilen Anstiegs?) nur wenige Touristen verirrt hatten!

Am Tag nach unser Inselwanderung fuhren wir nach Copacabana zurück. Die anderthalb Stunden im Boot vergingen wie im Flug, und so sahen Annika und ich uns bald mit einem kleinen aber absehbaren Problem konfrontiert: Wir mussten unsere Busfahrt nach La Paz kaufen, hatten aber kein Geld mehr! Ohne Kreditkarte konnte ich in Copacabana, wo es keinen Geldautomaten gibt, kein Geld abheben, und aus unerfindlichen Gründen wurde Annikas Kreditkarte nicht akzeptiert. Alle Versuche, mit den Busunternehmen zu verhandeln, schlugen Fehl, sämtliche Angebote unsererseits wurden ausgeschlagen. Was nun? Wie weiter? Francisco und Julián, auf dem Sprung zurück nach Peru, liehen uns in letzter Sekunde die nötigen zehn Dollar und ermöglichten uns so die Weiterreise und somit ein Leben außerhalb Copacabanas.

Die Busfahrt nach La Paz dauerte etwa drei Stunden, von denen gefühlte zwei Stunden im Stau in El Alto, einer Stadt, die mit La Paz zusammengewachsen ist, verbracht wurden. Abgesehen von den respekteinflößenden Wolkenformationen und den verschneiten Sechstausendern war der Blick aus dem Busfenster eher trostlos: Es war deutlich sichtbar, dass in Bolivien andere, weniger finanzielle Möglichkeiten existieren als in Peru oder Ecuador. Halbfertige Lehm- und Backsteinhäuser allenthalben und ärmlichst (aber traditionell) gekleidete Menschen beiderseits der Straße.

La Paz erschrak mich zunächst: Den ersten Blick auf die bolivianische Metropole konnte ich vom Rand des Tals, in dem die Stadt liegt, erhaschen. Nackte Backsteinhäuser drängten sich zwischen den Abhängen und Autos und Schmitz prägten das Bild der Straßen. Außerdem war/ist das Hostal, in das es Annika, mich und Dani, einen Rucksackreisenden aus Barcelona, verschlug, alles andere als empfehlenswert: Weil es jedoch bereits dunkel wurde und wir nicht sonderlich erpicht darauf waren, mit all unserem Gepäck einen Nachtspaziergang durch La Paz zu unternehmen, folgten wir Danis Empfehlung.

The Point liegt, vom sogenannten Hexenmarkt, der Touristeneinkaufsmeile aus betrachtet, jenseits der Hauptverkehrsader von La Paz. Hier finden sich Backpacker aus aller Welt ein - und bilden ein seltsames Konglomerat aus Alkohol, Exzess, Lärm, fader Musik und interessanten Sitten. Hätten wir drei im Voraus erahnt, was auf uns zukommen würden, hätten wir uns sicherlich eine andere Bleibe gesucht! Wenn ich nach La Paz komme, habe ich eigentlich nicht das Bedürfnis, mich von der Stadt abzukapseln, um in meinem ziemlich westlichen Partykäfig zu verkommen... Allein, beim Check-In gaben wir unsere Kleidung zum Waschen ab, was einen Tapenwechsel nach der ersten Nacht schlechterdings unmöglich machte!

Aber niemand wird gezwungen, den ganzen Tag im Hostal zu verbringen. Einen Spaziergang durch die Gassen der Altstadt, an unzähligen kleinen Marktständen vorbei, zum Schwarzmarkt, dessen Namen sich mir nicht erschließt, durch die von Touristen überfluteten Sträßchen und ein paar cuadras südwärts ließ ich mir nicht nehmen. Zu dritt war das jedoch teilweise ein anstrengendes Unterfangen, das hauptsächlich aus Warten bestand. Daher werde ich mir gleich nochmal Zeit nehmen, um alleine und ziellos durch La Paz zu schlendern!

Später werden Annika und ich uns von Dani trennen und den Weg nach Süden antreten: Dort werden wir von morgen an eine dreitägige Tour zum Salar de Uyuni unternehmen, bevor es wieder gen Norden geht, nach Potosí, Sucre und Cochabamba.

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