domingo, 18 de julio de 2010

Abseits: Sigmar Gabriel und die Bundeswehr

EINE »DEMOKRATISCHE ARMEE« sei die Bundeswehr, hat der SPD-Vorsitzende Sigmar Gabriel gesagt. An sich schon eine interessante Bemerkung: Sie widerspricht zumindest meinen – zugegebenermaßen nur durch Hörensagen entstandenen – Vorstellungen einer Armee. Bisher bin ich stets davon ausgegangen, dass beim Militär [nahezu] ausnahmslos Befehle erteilt und befolgt würden, demokratische Elemente also eher ins Hintertreffen gerieten. Wie kann ich mir diese demokratische Armee vorstellen? Wird dort abgestimmt, wer für den nächsten Tag welchen Rang einnehmen darf? Wo der nächste Einsatz stattfindet? Wer Urlaub machen darf und wer besser nochmal nachsitzen muss?

Spannend finde ich auch Gabriels Äußerung, dass man die »freiwilligen Elemente bei der Bundeswehr stärken« müsse. Das würde zur Demokratie innerhalb eines Heeres passen – mit meinem Bild [Vorurteil?] von einer Armme passt es jedoch nicht zusammen: Wer sucht sich aus, in den Hindukusch geflogen zu werden, um dort irgendwelche Interessen mit dem eigenen Leben zu verteidigen? Wer trifft für sich selbst die Entscheidung, im Fall eines Falles auf Menschen zu schießen und deren Tod in Kauf zu nehmen?

Verständlich ist für mich nur, dass in der aktuellen Debatte über die Abschaffung der Wehrpflicht nach deren Verkürzung auf nurmehr sechs Monate moniert wird, dass Umfang und Niveau der Ausbildung allzusehr zu leiden hätten – und somit nur eine Transformation der Bundeswehr in eine Berufsarmee Sinn habe. Als erstaunlich erachte ich jedoch, welche Lager hier welche Position einnehmen: Die FDP wagte in Gestalt von Herrn Westerwelle den Vorstoß und schlug die komplette Abschaffung der Wehrpflich vor. Die CDU lässt dies durch Herrn Guttenberg prüfen – und die SPD steigt auf die Barrikaden, für den Erhalt der Armee, und im Name der »Wehrgerechtigkeit«. Wobei die in meinen Augen gerade bei dem von der FDP vorgeschlagenen und von der CDU zu prüfenden Modell erfüllt sein dürfte...