lunes, 28 de febrero de 2011

... Nur der BVB!

SEIT ZWEI WOCHEN wohne ich – wieder einmal – in einer anderen Familie: Nach meinem Aufenthalt bei Jaime, Ceidy, Gabi, Narcisa, Francisco, Ruth, Diego und Pamela zog ich zurück ins Dorfzentrum, wo ich nun bei Doña Delia wohne, mit vier ihrer sechs Kinder: Jenny ist sechzehn und hat selbst schon eine viermonatige Tochter, Mayra ist einundzwanzig, ihre Tochter eins. Christian (vermutlich hier »Cristhian« geschrieben) ist elf, Smith (wird »Esmitt« ausgesprochen) fünf.

Normalerweise wohnt die Familie, zumindest Doña Delia mit den Söhnen, in García Moreno, etwas tiefer drin in der Íntag-Region. Wenn sich allerdings die Möglichkeit bietet, mit einem Freiwilligen Geld zu verdienen, nimmt man den Aufwand für einen vorübergehenden Umzug auf sich. Was ich daran nicht verstehe: Ich lebe derzeit in einem der Häuser, die Peter gebaut hat, und die eigentlich für Familien gedacht sind, die sich kein eigenes Haus leisten können. Was ja offenbar nicht der Fall ist, wie man am Zuhause in García Moreno sieht...

Abgesehen von meiner neuen Gastfamilie gibt es eigentlich nichts zu berichten. Ich arbeite in der Zeitung mit, wobei der Redaktionsalltag nicht sonderlich aufregend ist und ich sehr an der Arbeitsweise zweifle. Außerdem bin ich weiter mit den zweimal pro Woche stattfindenden Aktionen mit den Kindern beschäftigt, wobei es hauptsächlich ums Lesen und Kreativsein geht. Und auch mit Peter arbeite ich noch zusammen, wobei das eine sehr sporadisch stattfindende Beschäftigung ist.

Nichts Aufregendes aus Pucará also. Ich möchte daher niemanden davon abhalten, über die wichtigeren und spannenderen Geschehnisse in der arabischen Welt zu lesen. Oder über die Bundesliga...

miércoles, 23 de febrero de 2011

Na, sowas (oder: Ich bin Journalist)

QUO VADIS, WIKIPEDIA? Als ich vorhin für das Verfassen eines kurzen Artikels für die Zeitung ein paar Informationen brauchte und diese in der wiki suchte, war ich etwas überrascht, als sich mir folgendes Bild bot:


(Man achte auf den »Artikel des Tages«...)

Wie dem auch sei – meine Recherche konnte ich abschließen und den Artikel schreiben. Seit meiner Rückkehr aus dem Urlaub bin ich offiziell auch beim Periódico ÍNTAG beschäftigt, wo ich neue Artikel schreiben und alte übersetzen darf. So richtig wird es aber erst losgehen, wenn die kommende Ausgabe gedruckt ist, also nächste Woche: Dann werden die Themen für die folgende Ausgabe vergeben, und auch ich werde ausreichend Zeit für gründliche Nachforschungen haben.

Auf die Zusammenarbeit mit der Zeitung bin ich gespannt: Die ehemalige Chefin, Mary Ellen, arbeitet momentan in Quito; sie war die treibende Kraft der kleinen Íntag-Zeitung, die vor allem über Umweltschutz und lokale Geschehnisse berichtet und die einzige Zeitung der Region ist. Mary Ellen, US-Bürgerin, kam vor rund drei Jahrzehnten nach Ecuador und gründete vor zehn Jahren die Zeitung. Sie erlangte auch über die Grenzen Íntags hinweg einen gewissen Bekanntheitsgrad, gewann einige JournalistInnenpreise. Nun ist sie, wie gesagt, in Quito. Ihren Posten als Chefin der Zeitung hat Carolina übernommen, und im kleinen Büro der Zeitung herrscht momentan Chaos. Das Geld wird knapper und knapper, die Zeit, bis die Zeitung in Druck geht, kürzer und kürzer und es fehlt die Person, die die Arbeit koordiniert und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, wenn nötig, in den Allerwertesten tritt.

Ich befürchte, dass dieses »Machtvakuum« in der Zeitung nicht unbedingt zu höchster journalistischer Qualität führen wird und dass mich auch mein neuer Arbeitsplatz immer wieder meiner Frustrationsgrenze nahebringt. Aber das interessiert mich nur noch bedingt: Ein paar kleine Aufgaben habe ich in Pucará noch, sodass mir nicht langweilig wird. Und diese Tage besucht uns eine Gruppe aus den Vereinigten Staaten – die möglicherweise genug Geld spendet, damit wir mit unserem Büchereiprojekt beginnen könnten. Abwarten! Beizeiten werde ich hier berichten, ob es bald losgehen kann mit der Bücherei – und was genau wir dann vorhaben!

miércoles, 16 de febrero de 2011

Wie versprochen...

VON DEN MENSCHEN, die ich im Laufe der Reise kennengelernt habe, wollte ich euch berichten. Wobei von »kennenlernen« vielleicht nur bedingt die Rede sein kann: Ich war beinahe ständig auf Achse und hatte eigentlich zu wenig Zeit, um mich ausführlich mit vielen Menschen zu unterhalten. Aber einen Eindruck konnte ich dennoch gewinnen. Und diesen möchte ich versuchen, zu schildern.

Meine erste Rast legte ich in Cuenca, im Süden Ecuadors, ein. Dort fiel mir zunächst der Dialekt auf, der sich deutlich von dem unterscheidet, der in Íntag gesprochen wird. Man hatte mir im Voraus angekündigt, dass ich endlich den berühmten cuencanischen Singsang kennenlernen würde: Das Spanisch dort habe eine ganz eigene Melodie. Das fiel mir nicht auf – aber dass die Geschwindigkeit eine ganz andere war als im nördlichen Hochland Ecuadors, entging auch mir nicht. Neben dem Dialekt hat Cuenca natürlich noch einiges zu bieten. Und weil das so ist, wird die Stadt von zahlreichen Touristen besucht: Man sagt, dass Cuenca die schönste Stadt Ecuadors sei. Der Touri
smus führt auf Dauer aber nicht nur dazu, dass einige wenige, am Tourismus beteiligte Menschen ein gutes Einkommen haben – er wirkt sich auch auf die Mentalität der Menschen aus. In Cuenca gab es nichts umsonst: Die Menschen wollten Bares sehen für jedes Foto, das man von ihnen machen wollte. Freundlichstes Fragen half da ebensowenig wie zähes Verhandeln. Die beiden Kleinviehhändlerinnen wollten einen Dollar haben für das Foto, das ich dann letzten Endes nicht machte. Ein Verkäufer, der abends im Bus selbstgemachte Taschen aus Reisverschlüssen verkaufte, verlangte für seine Ware genauso viel.

Als nächstes nahm ich mir in Piura ein paar Stunden Zeit, um die Stadt zu sehen, etwas zu essen und einen ersten Eindruck von Peru zu bekommen. Auch hier bekam ich wieder einen anderen Dialekt zu hören: Piura liegt nahe der Küste, und die Küsten Lateinamerikas scheinen sich dadurch auszuzeichnen, dass man dort ein relativ schnelles und an Konsonanten armes Spanisch spricht. Man verschluckt mit Vorliebe »s« und »d« und verbindet möglichst alle Wörter eines Satzes zu einer Vokabel deutschen Ausmaßes, was es für das ungeschulte Ohr teilweise problematisch macht. In Piura hatte ich den Eindruck, der einzige Weiße in der Stadt zu sein – was ein gutes Gefühl war. Man hat sich dort nicht an den Tourismus gewöhnen müssen und begegnete mir respektvoll, aber ganz natürlich. Niemand versuchte, mir irgendwelche Souvenirs zu verkaufen oder dergleichen, man ließ mich passieren.

In Lima kam ich nur mit einem Taxifahrer ins Gespräch, bevor ich mich nach Miraflores kutschieren ließ. Der Herr war freundlich und ließ sich schnell ins Gespräch verwickeln, stellte seinerseits aber kaum Fragen und gab, wie ich bei einer späteren Internetrecherche herausfand, viele falsche Antworten. In Miraflores hielt ich mich kaum auf, wanderte sofort nach Barranco weiter. Auf dem Weg dorthin begegneten mir viele Läuferinnen und Läufer beim Frühsport an der Steilküste. Die waren denkbar ungesprächig. Die wenigen Menschen, die ich nach dem Weg fragte, waren dafür umso aufgeschlossener und beinahe übertrieben freundlich. Doch auch dieser Eindruck konnte sich nicht ewig halten: In Barranco angekommen, verwickelte mich ein Betrunkener ins Gespräch und ließ mich nicht mehr ziehen. Bei jedem Versuch, ihn abzuhängen, bezeichnete er mich sofort als schlechten Menschen, unfreundlichen Europäer oder unausgeschlafenen Morgenmuffel. Meine nächste Bekanntschaft war erneut ein Taxifahrer, der mit dem ersten vergleichbar war; danach stieß ich wieder auf Freunde des übermäßigen Alkoholgenusses. Die waren zwar auch nett, aber etwas unangenehm. Und dass eine dieser Bekanntschaften mit dem teuersten Pisco Sour des Planeten endete, habe ich ja schon geschrieben.

Als nächstes Stand Cusco auf dem Programm. Hier kamen wir zunächst in einem Hostal unter, dessen Eigentümer auch Touren nach Machu Picchu anbietet. Der Herr war zwar freundlich, versuchte aber unablässig, uns eine seiner Touren zu verkaufen. Generell hatte ich in Cusco den Eindruck, dass viele der dort lebenden Menschen wissen, wie sie mit Touristen umgehen müssen: Freundlich in erster Linie – der Kunde ist König. Und immer mit dem Ziel, ihr Produkt loszuwerden – Geld regiert die Welt. In dem Restaurant, in dem Annika und ich am ersten Tag zu Mittag aßen, unterhielten wir uns eine Weile lang mit dem Kellner, dessen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft uns begeisterten: Der junge Mann gab uns unzählige Tipps zur bevorstehenden Reise nach Machu Picchu. Es war etwas desillusionierend, als wir ihn nach der Unternehmung wiedersahen und er uns ansprach – ohne sich an uns zu erinnern, obwohl wir uns sicherlich länger als eine halbe Stunde unterhalten hatten. Neben den Angestellten aus Hostals und Restaurants gab es eine große Anzahl von Frauen, die die Tracht Cuscos trugen und Geld verdienen wollten, indem sie für die Touristen posierten, nicht selten mit einem Lama an der Leine. Die wenigen Menschen, die nicht im Tourismusgewerbe angestellt waren und dennoch mit uns ins Gespräch kamen, waren allesamt sehr nett: Augeschlossen, interessiert und scheinbar zumindest ein wenig gebildet!

In Machu Picchu selbst trafen wir keine Peruaner. Vor allem Brasilianer und Argentinier waren hier unterwegs, wobei erstere fast ausnahmslos mit Flaggen ausgestattet waren, die sie auch auf Huayna Picchu trugen, um sich dort als gute Patrioten ablichten zu lassen. Die südamerikanischen Backpacker traten meistens anders auf als ihre nordamerikanischen oder europäischen Pendants: Fast immer in recht großen Gruppen von fünf oder mehr Personen und nicht selten etwas lauter: Das berühmte Temperament der Latinos eben...

Insgesamt würde ich nach den wenigen Eindrücken, die ich von Peru gewinnen konnte, sagen, dass es mir so vorkam, als ob die Peruanerinnen und Peruaner meistens gut auf den Tourismus, der an einigen Orten eine wichtige Rolle spielt, vorbereitet und eingestellt waren. Sie behandelten uns nicht als feindliche weiße Kolonisatoren oder voll des Neides, sondern als potentielle Kunden, was der Situation ja durchaus gerecht wurde. Und wenn es nicht ums Geschäft ging, waren die Menschen dort ebenfalls sehr nett, wenn nicht sogar noch freundlicher.

Etwas anders war es in Bolivien. In Copacabana sahen wir fast nur Touristen, kamen dafür auf der Isla del Sol mit der dortigen Bevölkerung in Kontakt. Auch dort spielte und spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Allerdings scheint man in den Ausländern eher Eroberer zu sehen und Menschen, die der Natur und der Inselgemeinschaft schaden. Zum Geldgeben waren wir gut genug, ansonsten begegnete man uns eher abweisend. Es dauerte eine Weile, bis das Eis zwischen der Eigentümerin unseres wunderschönen Hostals und uns zu schmelzen begann – dann hatten wir aber einige nette Gespräche und fühlten uns sehr wohl bei der señora. Als wir eine Wanderung zur nördlichen Hälfte der Insel unternahmen, stießen wir an einem Strand auf Massen von Touristen, die am Strand zelteten, grillten, tranken und vermutlich auch hin und wieder diverse Drogen konsumierten. Ich nehme an, dass das schlechte Bild, das man von den Fremden hat, auch und vor allem von diesen Besuchern geprägt wird.

In La Paz kamen wir in einem ziemlich zweifelhaften Hostal unter: Jeden Abend gab es vom Hostal organisierte Parties, in deren Mittelpunkt zweifelsohne der Alkohol stand. Man durfte jedoch keine eigenen Getränke konsumieren, um den Profit nicht zu schmälern. Aber warum sollte es derlei Läden, in denen es nur um »Spaß« geht, nicht auch in Südamerika geben? Ich hätte sowas, vorurteilsbehaftet, wie ich nunmal bin, eher in Amsterdam – aber es scheint auch hier Touristen zu geben, die nicht nur das typische Backpackerprogramm unternehmen. Abgesehen vom Hostal, in dem während der beiden Nächte, die wir dort verbrachten, die Badeinrichtung demoliert und Schnaps in Unmengen und bei enormem Lautstärkepegel konsumiert wurde, bekamen wir eigentlich nur tourisitische Ecken der Stadt zu sehen.

In Uyuni ist man ebenfalls an die Touristen gewöhnt, die das ganze Jahr über an- und abreisen, auf dem Weg zur Tour zum Salar de Uyuni oder zurück. Wir unterhielten uns nett mit der Dame, deren Tourunternehmen uns auf den Salar fuhr, ansonsten kamen wir mit unfreundlichen Ladenbesitzerinnen und langsamen Kellnern in Kontakt. Und wie es sein kann, dass zu nicht allzu später Stunde nur noch in ganz wenigen der zahlreichen Pizzerien Pizzateig vorhanden war, kann ich mir bis heute nicht erklären: Wenn es tatsächlich stimmt, dass der Andrang der Touristen das gesamte Jahr über gleichbleibend ist, sollte man in den Restaurants eigentlich darauf eingestellt sein...

Auf dem Salar waren fast nur Ausländer unterwegs, abgesehen von den Fahrern und dem Personal, das bei jeder Raststätte und vor jeder Toilette stand, um zu kassieren. Man hat offenbar auch in Bolivien mitbekommen, dass sich mit Tourismus gutes Geld verdienen lässt. Was vielerorts noch nicht angekommen zu sein scheint: Dass Touristen sich wohler fühlen, wenn man sie freundlich behandelt und zumindest so tut, als ginge es nicht nur ums liebe Geld. Und dass Touristen dazu neigen, an Orte zurückzukehren, an denen sie sich gut behandelt gefühlt haben – oder diese Orte zumindest weiterempfehlen.

In Potosí war die interessanteste Begegnung die mit zwei alten, in Trachten gekleideten Frauen, die uns um Zigaretten baten. Warum, das wurde mir erst später klar: Es ist hier alles andere als üblich, dass Frauen in der Öffentlichkeit rauchen, und noch ungewöhnlicher schien mir das bei den beiden betagten Damen, die an der plaza principal auf dem Bürgersteig saßen und sich unterhielten. Ziemlich seltsam wurde die Situation, als die Frauen uns baten, ihnen die Zigaretten auch noch anzumachen, weil sie offenbar nicht wussten, wie das funktionierte. Im Rahmen der Führung durch die Minen von Potosí haben wir dann erfahren, dass man beim Kokakauen oftmals raucht, den Rauch jedoch nicht inhaliert, sondern mit ihm gewissermaßen die eingeweichten Blätter »umspült«, um dem Saft einen anderen Geschmack zu verleihen. Ich vermute, dass dies der Grund war, weshalb die beiden Damen rauchen wollten. In Potosí lernten wir außerdem eine nette Frau kennen, die uns die Tour zu den Minen verkaufte, und kamen mit einigen Herren ins Gespräch, die teilweise bereits in Rente sind (Ex-Minenarbeiter), teilweise noch berufstätig: Einer von ihnen hat sich sehr zuversichtlich gegeben, Evo Morales noch dieses Jahr zu stürzen und mit seiner Partei an die Macht zu gelangen.

Evo Morales ist der erste indigene Präsident des Landes (und des Kontinents) und weckte große Hoffnungen im zahlenmäßig deutlich überlegenen armen Teil der Bevölkerung: Er würde der indigenen Bevölkerung eine Stimme verleihen, ihr zu mehr Einfluss und somit zu mehr Wohlstand verhelfen. Seit der Verfassungsänderung, die Bolivien offiziell zu einem »plurinacionalem« Staat gemacht hat, scheint jedoch nicht mehr allzuviel passiert zu sein, und spätestens seit dem gasolinazo Ende des letzten Jahres, der dazu führte, dass Sprit- und Gaspreise beinahe verdoppelt wurden und somit alle Waren teurer werden mussten, ist die Wut auf den Präsidenten groß. Dabei hatte dieser ja lediglich versucht, durch die Streichung der Subventionen für Treibstoff und Gas dem Schmuggel dieser Güter in die benachbarten Länder vorzukommen.

Nach Potosí ging es nach Sucre, wo wir uns allerdings nur kurz aufhielten. Bemerkenswert waren die unterschiedlichen Schokoläden, in denen wirklich leckere Schokoladen verkauft wurden, die sich auch auf dem deutschen Markt nicht verstecken müssten.

In Cochabamba hatten wir wieder mehr Zeit. Ich hatte den Eindruck, dass es dort nicht so viele Trachten zu sehen gab, die indigene Kultur also nicht ganz so präsent war. (Henry wird mich korrigieren, wenn ich hiermit falsch liege...) Die Cochabambinos machten insgesamt einen entspannten und freundlichen Eindruck. Einige fragten uns auf der Straße, woher wir denn seien und unterhielten sich mit uns, andere Bewohnerinnen und Bewohner der »Wlethauptstadt der deutschen Freiwilligen« ließen sich von uns nicht mehr weiter beeindrucken.

Bolivien hat mich sehr gut gefallen: Obwohl ich mich immer wieder über die Schroffheit und die Ignoranz (als ob alle Weißen reich wären und aus den Vereinigten Staaten kämen...) ärgerte, überwogen doch die positiven Eindrücke, die Farben, die Trachten, die spektakulären Landschaften, das gute Essen. Und immer wieder musste ich mich fragen: Wie würden wir Deutschen sein, wenn unser Staat finanziell am Ende, sämtliche Behörden korrupt und die Versprechen der Politiker allesamt Lügen wären? Wie würden wir ticken, wenn wir keinem [politischen] System trauen könnten, Bildung ein seltenes Gut wäre und nur die wenigsten von uns eine sichere Zukunft hätten? Wie würden wir dann auf all die ausländischen Besucherinnen und Besucher reagieren, die Deutschland besuchen würden und dann wieder in ihre wohlhabenderen Länder zurückflögen? Ich weiß es nicht...

Ich weiß dafür sehrwohl, was ich tun würde, wenn mei
n
e
Tastatur verrückt spielen wür
de und endlose Zeilens


p
rünge
ei
nfügen würde, sodass das Schrei
ben teil

we
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se unmöglich wäre:

Ich würde aufhören mit d
em
T
ippen. (Eigentlich war der gesamte Eintrag so, i

c
h habe ihn der Lesbark
ei
t halber aber korri
giert. Kei
ne
Ahnung, was hie
r los ist...)

martes, 15 de febrero de 2011

Zurück und erste Fotos

WIEDER IN PUCARÁ! Es regnet weiterhin und ist neblig, und ich glaube, das mti Peter läuft nicht mehr. Aber sei's drum: Ich bin irgendwie froh, wieder hier zu sein! Schön, mit den alten Bekannten plauschen zu können! Habe die Familie gewechselt, was etwas traurig war, weil ich die alte Gastfamilie doch sehr ins Herzen geschlossen habe. Aber: Das sind die Regeln des Spiels...

Ich habe eine ganze Reihe Bilder hochgeladen, mehr werden folgen. Auch ein Text über die Menschen, die ich auf der Reise getroffen oder beobachtet habe, wird in Kürze folgen. Viel Spaß mit den Fotos – für meinen Freund Alex habe ich extra ein paar Aufnahmen mit Menschen hinzugefügt...

sábado, 12 de febrero de 2011

Aus Puerto Lopez

NACH EINIGER ZEIT melde ich mich nun mal wieder aus Ecuador: Mein Flug vor einer Woche verlief ohne Zwischenfälle, ich kam wohlbehalten von Cochabamba nach Santa Cruz, von dort nach Panamá Stadt und schließlich nach Quito.

In Quito holte mich Henry vom Flughafen ab. Es war schön, ihn nach einem halben Jahr mal wieder zu sehen und komisch, ihm in Quito zu begegnen. Wir verbrachten einen ruhigen Nachmittag in der Hauptstadt, schliefen im Touristenviertel Mariscal und fuhren am nächsten Morgen zum Busbahnhof Quitumbe im Süden Quitos - nicht, ohne pan de yuca, Maniokbrot, gegessen zu haben.

Von Quitumbe aus trat Henry die Rückreise nach Cochabamba an, ich fuhr an den Strand, wo ich mich von den Reisestrapazen erholen und Polly treffen wollte. Die Fahrt war etwas anstrengend, weil ich nicht wusste, ob und ich wie ich noch am selben Tag ankommen sollte. Am Ende fuhr ich bis Portoviejo, von dort nach Jipijapa und musste schließlich noch eine Weile mit einem Taxi fahren, weil kein Bus mehr fuhr.

Trotzdem schaffte ich es, noch Sonntagnacht in Ayampe anzukommen: Polly ist seit Anfang Januar dort und ich hatte mir den Ort ausgesucht, um mich vor der Rückkehr nach Pucará etwas zurücklehnen zu können. Und das geht gut in Ayampe: Der Ort liegt zwischen dem Fischerort Puerto Lopez und der Touristen- und Partyhochburg Montañita, direkt am Strand und hat vor allem Surfschulen zu bieten, Yogaunterricht, Meeresfrüchte und Sonne. Man kann hier den lieben langen Tag nichts tun und sich nach Lust und Laune ordentlich verbrennen.

Man kann sich aber auch wundern. Damit bin ich häufig beschäftigt. Die meisten Menschen, die in Ayampe leben, kommen nicht ursprünglich von dort: Viele Nordamerikaner haben sich dort niedergelassen und auch eine Deutsche, die dort ein Café unterhält, habe ich kennengelernt. Sommer, Sonne, Sonnenschein - Aussteigerleben pur! Man versteht sich gut, fühlt sich ein wenig wie in einer großen Familie und macht sich keine Sorgen um nichts. Warum auch? Die Welt ist schön!

Aber so ein Aussteigerleben muss auch irgendwie finanziert werden. Und so kostet die morgendliche Yogastunde zehn Dollar, die dreistündige Wanderung fünf Dollar, und eine Pizza, die zwar lecker ist aber eigentlich keine besondere Erwähnung wert, im günstigsten Falle acht Dollar. Was man vierlorts noch nicht nachvollzogen hat: dass man Produkte über dem Einkaufpreis verkaufen muss, um Gewinn zu machen, wird hier umso mehr betrieben. Ich finde das in Ordnung: So lange Touristen bereit sind, diese Preise zu zahlen, die im nordamerikanischen oder mitteleuropäischen Vergleich nicht besonders hoch sind, wird das funktionieren. Ich persönlich habe jedoch Schwierigkeiten mit dieser Art: Wenn ich für alles mit Barem bezahlen muss, fällt es mir etwas schwer, mich wie zu Hause und damit richtig wohl zu fühlen...

Heute Abend fahre ich nach Quito, morgen Vormittag werde ich in Otavalo ankommen. Dort werde ich mich mit Stephi, meiner Mentorin, treffen und über das Zwischenseminar sprechen, zu dem ich nicht erschienen bin, weil ich die Einladung nicht bekommen hatte. Im Anschluss geht es wieder nach Pucará, wo die Menschen auch gründlich beigebracht bekommen haben, dass sie von Ausländern Geld verlangen können und sollten: Nordamerikanischer Einfluss überall. Bin gespannt auf die letzten Monate!

Das Café, das Lea aus Deutschland in Ayampe hat, läuft übrigens anders: Für köstliche Speisen und Tees gibt es keinen Festpreis; der Laden hält sich mit Spenden über Wasser, sodass der böse Dollar die Stimmung nicht versaut. Geht doch!

jueves, 3 de febrero de 2011

Aus Cochabamba

NOCH EINEN TAG habe ich, dann endet meine Reise: Morgen Abend werde ich in einen Flieger der bolivianischen Aerosur steigen, um nach Santa Cruz und von dort mit Copa Airlines über Panama Stadt nach Quito zu fliegen. Die Verbindung ist ziemlich miserabel und, wie üblich in Lateinamerika, ziemlich teuer - aber mit dem Bus wäre ich ungefähr achtzig Stunden unterwegs und hätte sicherlich auch keinen besonders angenehmen Trip. Also: Flugzeug!

Annika wird bereits heute Abend abreisen: Mit dem Bus nach La Paz und von dort morgen Mittag im Flugzeug nach Iquique in Nordchile. Vier Wochen sind wir jetzt gemeinsam gereist, nachdem wir im Sommer bei einem kurzen Telefonat beschlossen hatten, auszunutzen, dass wir nun beide in Südamerika sind: Viel geplant haben wir nicht, aber die Abmachung, die wir im Sommer getroffen haben, haben wir eingehalten und haben daher einige Highlights Lateinamerikas gesehen...

Ich habe immer wieder nachgedacht, wie es denn nach der Reise weitergehen würde: Sowohl Machu Picchu als auch der Salar de Uyuni standen seit Jahren auf meiner Reisewunschliste - und beide Orte habe ich nun bereist; was bleibt nun noch, welche Orte möchte ich noch für mich entdecken? Ich weiß es noch nicht. Momentan bin ich ziemlich gesättigt, was Reiseeindrücke betrifft. Das Unterwegssein macht müde und strengt hin und wieder allein deshalb an, weil man kein Zuhause hat, keinen Rückzugsort. Hinzu kommen Planungsunsicherheiten und Planänderungen, Gesundheitsbeschwerden und Geldnöte, tausend Tips und Warnungen sowie unzählige flüchtige und ein paar verbindlichere Bekanntschaften.

Die letzten Tage in Cochabamba habe ich sehr genossen: Wir durften in der Wohnung meines Freundes Henry leben, wobei Henry gerade nicht da war/ist. Während ich, aus Ecuador kommend, in Bolivien weile, besucht Henry das yap-Zwischenseminar in Ecuador. Auch ich sollte bei diesem Seminar sein, allein: die Einladung hat mich nicht erreicht, sodass ich von dem Seminar eher zufällig, bereits in Bolivien und in Besitz meines Flugtickets erfuhr...

Von der schönen Wohnung mit noch schönerer Dachterrasse aus starteten wir täglich, um Cochabamba zu erwandern, erfahren und erleben. Wir lernten deutsche Freiwillige kennen und argentinische Straßenkünstler, sahen einmal mehr traditionelle Gewänder und technisch anspruchsvolle Graffitis, besuchten die cancha, Cochabambas enormen Markt, aßen leckere gefüllte Teigtaschen, die famosen salteñas und tranken akzeptablen bolivianischen Wein.

Natürlich besuchten wir auch den Cristo, die Christusstatue, die über der Stadt thront: Sie überragt den um einiges berühmteren Christus von Rio de Janeiro und ist somit die größte begehbare Christusstatue der Welt! Die Aussicht aus den vielen kleinen Öffnungen in der Betonskulptur ist nicht schlecht, aufgrund des penetranten Uringeruches in der Statue aber nicht lange auszuhalten. Schöner ist die Sicht auf die Stadt vom Vorplatz der Figur.

Zum Cristo fuhren Annika und ich nicht zu zweit: In der Zwischenzeit hatte auch ein Freund vom NicaNetz, Sebastian Erb, den Weg nach Cochabamba gefunden, was uns zu einem kleinen Treffen veranlasste, in dessen Verlauf wir beschlossen, alle gemeinsam zu Cochabambas Wahrzeichen zu fahren. Sebastian hat sich noch am Abend auf den Weg nach La Paz gemacht und wird Lateinamerika auf der Suche nach spannenden, (be-)schreibenswerten Geschichten noch ein paar Monate bereisen. Suerte!

Ich werde nachher wieder in Henrys Wohnung schlendern, meine neueste maßgeschneiderte Hose testen und mit Annika auf eine gelungene Reise anstoßen. Morgen steht das große Packen an und ein letztes Highlight, von dem ab Samstag in den Sportteilen berichtet werden wird. Am Samstag werde ich Henry in Quito treffen und am Sonntag den Rückweg nach Pucará antreten, mit einem Schlenker an die Pazifikküste.

Ich werde mich beizeiten wieder melden - bis dahin: Macht es gut!