miércoles, 16 de febrero de 2011

Wie versprochen...

VON DEN MENSCHEN, die ich im Laufe der Reise kennengelernt habe, wollte ich euch berichten. Wobei von »kennenlernen« vielleicht nur bedingt die Rede sein kann: Ich war beinahe ständig auf Achse und hatte eigentlich zu wenig Zeit, um mich ausführlich mit vielen Menschen zu unterhalten. Aber einen Eindruck konnte ich dennoch gewinnen. Und diesen möchte ich versuchen, zu schildern.

Meine erste Rast legte ich in Cuenca, im Süden Ecuadors, ein. Dort fiel mir zunächst der Dialekt auf, der sich deutlich von dem unterscheidet, der in Íntag gesprochen wird. Man hatte mir im Voraus angekündigt, dass ich endlich den berühmten cuencanischen Singsang kennenlernen würde: Das Spanisch dort habe eine ganz eigene Melodie. Das fiel mir nicht auf – aber dass die Geschwindigkeit eine ganz andere war als im nördlichen Hochland Ecuadors, entging auch mir nicht. Neben dem Dialekt hat Cuenca natürlich noch einiges zu bieten. Und weil das so ist, wird die Stadt von zahlreichen Touristen besucht: Man sagt, dass Cuenca die schönste Stadt Ecuadors sei. Der Touri
smus führt auf Dauer aber nicht nur dazu, dass einige wenige, am Tourismus beteiligte Menschen ein gutes Einkommen haben – er wirkt sich auch auf die Mentalität der Menschen aus. In Cuenca gab es nichts umsonst: Die Menschen wollten Bares sehen für jedes Foto, das man von ihnen machen wollte. Freundlichstes Fragen half da ebensowenig wie zähes Verhandeln. Die beiden Kleinviehhändlerinnen wollten einen Dollar haben für das Foto, das ich dann letzten Endes nicht machte. Ein Verkäufer, der abends im Bus selbstgemachte Taschen aus Reisverschlüssen verkaufte, verlangte für seine Ware genauso viel.

Als nächstes nahm ich mir in Piura ein paar Stunden Zeit, um die Stadt zu sehen, etwas zu essen und einen ersten Eindruck von Peru zu bekommen. Auch hier bekam ich wieder einen anderen Dialekt zu hören: Piura liegt nahe der Küste, und die Küsten Lateinamerikas scheinen sich dadurch auszuzeichnen, dass man dort ein relativ schnelles und an Konsonanten armes Spanisch spricht. Man verschluckt mit Vorliebe »s« und »d« und verbindet möglichst alle Wörter eines Satzes zu einer Vokabel deutschen Ausmaßes, was es für das ungeschulte Ohr teilweise problematisch macht. In Piura hatte ich den Eindruck, der einzige Weiße in der Stadt zu sein – was ein gutes Gefühl war. Man hat sich dort nicht an den Tourismus gewöhnen müssen und begegnete mir respektvoll, aber ganz natürlich. Niemand versuchte, mir irgendwelche Souvenirs zu verkaufen oder dergleichen, man ließ mich passieren.

In Lima kam ich nur mit einem Taxifahrer ins Gespräch, bevor ich mich nach Miraflores kutschieren ließ. Der Herr war freundlich und ließ sich schnell ins Gespräch verwickeln, stellte seinerseits aber kaum Fragen und gab, wie ich bei einer späteren Internetrecherche herausfand, viele falsche Antworten. In Miraflores hielt ich mich kaum auf, wanderte sofort nach Barranco weiter. Auf dem Weg dorthin begegneten mir viele Läuferinnen und Läufer beim Frühsport an der Steilküste. Die waren denkbar ungesprächig. Die wenigen Menschen, die ich nach dem Weg fragte, waren dafür umso aufgeschlossener und beinahe übertrieben freundlich. Doch auch dieser Eindruck konnte sich nicht ewig halten: In Barranco angekommen, verwickelte mich ein Betrunkener ins Gespräch und ließ mich nicht mehr ziehen. Bei jedem Versuch, ihn abzuhängen, bezeichnete er mich sofort als schlechten Menschen, unfreundlichen Europäer oder unausgeschlafenen Morgenmuffel. Meine nächste Bekanntschaft war erneut ein Taxifahrer, der mit dem ersten vergleichbar war; danach stieß ich wieder auf Freunde des übermäßigen Alkoholgenusses. Die waren zwar auch nett, aber etwas unangenehm. Und dass eine dieser Bekanntschaften mit dem teuersten Pisco Sour des Planeten endete, habe ich ja schon geschrieben.

Als nächstes Stand Cusco auf dem Programm. Hier kamen wir zunächst in einem Hostal unter, dessen Eigentümer auch Touren nach Machu Picchu anbietet. Der Herr war zwar freundlich, versuchte aber unablässig, uns eine seiner Touren zu verkaufen. Generell hatte ich in Cusco den Eindruck, dass viele der dort lebenden Menschen wissen, wie sie mit Touristen umgehen müssen: Freundlich in erster Linie – der Kunde ist König. Und immer mit dem Ziel, ihr Produkt loszuwerden – Geld regiert die Welt. In dem Restaurant, in dem Annika und ich am ersten Tag zu Mittag aßen, unterhielten wir uns eine Weile lang mit dem Kellner, dessen Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft uns begeisterten: Der junge Mann gab uns unzählige Tipps zur bevorstehenden Reise nach Machu Picchu. Es war etwas desillusionierend, als wir ihn nach der Unternehmung wiedersahen und er uns ansprach – ohne sich an uns zu erinnern, obwohl wir uns sicherlich länger als eine halbe Stunde unterhalten hatten. Neben den Angestellten aus Hostals und Restaurants gab es eine große Anzahl von Frauen, die die Tracht Cuscos trugen und Geld verdienen wollten, indem sie für die Touristen posierten, nicht selten mit einem Lama an der Leine. Die wenigen Menschen, die nicht im Tourismusgewerbe angestellt waren und dennoch mit uns ins Gespräch kamen, waren allesamt sehr nett: Augeschlossen, interessiert und scheinbar zumindest ein wenig gebildet!

In Machu Picchu selbst trafen wir keine Peruaner. Vor allem Brasilianer und Argentinier waren hier unterwegs, wobei erstere fast ausnahmslos mit Flaggen ausgestattet waren, die sie auch auf Huayna Picchu trugen, um sich dort als gute Patrioten ablichten zu lassen. Die südamerikanischen Backpacker traten meistens anders auf als ihre nordamerikanischen oder europäischen Pendants: Fast immer in recht großen Gruppen von fünf oder mehr Personen und nicht selten etwas lauter: Das berühmte Temperament der Latinos eben...

Insgesamt würde ich nach den wenigen Eindrücken, die ich von Peru gewinnen konnte, sagen, dass es mir so vorkam, als ob die Peruanerinnen und Peruaner meistens gut auf den Tourismus, der an einigen Orten eine wichtige Rolle spielt, vorbereitet und eingestellt waren. Sie behandelten uns nicht als feindliche weiße Kolonisatoren oder voll des Neides, sondern als potentielle Kunden, was der Situation ja durchaus gerecht wurde. Und wenn es nicht ums Geschäft ging, waren die Menschen dort ebenfalls sehr nett, wenn nicht sogar noch freundlicher.

Etwas anders war es in Bolivien. In Copacabana sahen wir fast nur Touristen, kamen dafür auf der Isla del Sol mit der dortigen Bevölkerung in Kontakt. Auch dort spielte und spielt der Tourismus eine wichtige Rolle. Allerdings scheint man in den Ausländern eher Eroberer zu sehen und Menschen, die der Natur und der Inselgemeinschaft schaden. Zum Geldgeben waren wir gut genug, ansonsten begegnete man uns eher abweisend. Es dauerte eine Weile, bis das Eis zwischen der Eigentümerin unseres wunderschönen Hostals und uns zu schmelzen begann – dann hatten wir aber einige nette Gespräche und fühlten uns sehr wohl bei der señora. Als wir eine Wanderung zur nördlichen Hälfte der Insel unternahmen, stießen wir an einem Strand auf Massen von Touristen, die am Strand zelteten, grillten, tranken und vermutlich auch hin und wieder diverse Drogen konsumierten. Ich nehme an, dass das schlechte Bild, das man von den Fremden hat, auch und vor allem von diesen Besuchern geprägt wird.

In La Paz kamen wir in einem ziemlich zweifelhaften Hostal unter: Jeden Abend gab es vom Hostal organisierte Parties, in deren Mittelpunkt zweifelsohne der Alkohol stand. Man durfte jedoch keine eigenen Getränke konsumieren, um den Profit nicht zu schmälern. Aber warum sollte es derlei Läden, in denen es nur um »Spaß« geht, nicht auch in Südamerika geben? Ich hätte sowas, vorurteilsbehaftet, wie ich nunmal bin, eher in Amsterdam – aber es scheint auch hier Touristen zu geben, die nicht nur das typische Backpackerprogramm unternehmen. Abgesehen vom Hostal, in dem während der beiden Nächte, die wir dort verbrachten, die Badeinrichtung demoliert und Schnaps in Unmengen und bei enormem Lautstärkepegel konsumiert wurde, bekamen wir eigentlich nur tourisitische Ecken der Stadt zu sehen.

In Uyuni ist man ebenfalls an die Touristen gewöhnt, die das ganze Jahr über an- und abreisen, auf dem Weg zur Tour zum Salar de Uyuni oder zurück. Wir unterhielten uns nett mit der Dame, deren Tourunternehmen uns auf den Salar fuhr, ansonsten kamen wir mit unfreundlichen Ladenbesitzerinnen und langsamen Kellnern in Kontakt. Und wie es sein kann, dass zu nicht allzu später Stunde nur noch in ganz wenigen der zahlreichen Pizzerien Pizzateig vorhanden war, kann ich mir bis heute nicht erklären: Wenn es tatsächlich stimmt, dass der Andrang der Touristen das gesamte Jahr über gleichbleibend ist, sollte man in den Restaurants eigentlich darauf eingestellt sein...

Auf dem Salar waren fast nur Ausländer unterwegs, abgesehen von den Fahrern und dem Personal, das bei jeder Raststätte und vor jeder Toilette stand, um zu kassieren. Man hat offenbar auch in Bolivien mitbekommen, dass sich mit Tourismus gutes Geld verdienen lässt. Was vielerorts noch nicht angekommen zu sein scheint: Dass Touristen sich wohler fühlen, wenn man sie freundlich behandelt und zumindest so tut, als ginge es nicht nur ums liebe Geld. Und dass Touristen dazu neigen, an Orte zurückzukehren, an denen sie sich gut behandelt gefühlt haben – oder diese Orte zumindest weiterempfehlen.

In Potosí war die interessanteste Begegnung die mit zwei alten, in Trachten gekleideten Frauen, die uns um Zigaretten baten. Warum, das wurde mir erst später klar: Es ist hier alles andere als üblich, dass Frauen in der Öffentlichkeit rauchen, und noch ungewöhnlicher schien mir das bei den beiden betagten Damen, die an der plaza principal auf dem Bürgersteig saßen und sich unterhielten. Ziemlich seltsam wurde die Situation, als die Frauen uns baten, ihnen die Zigaretten auch noch anzumachen, weil sie offenbar nicht wussten, wie das funktionierte. Im Rahmen der Führung durch die Minen von Potosí haben wir dann erfahren, dass man beim Kokakauen oftmals raucht, den Rauch jedoch nicht inhaliert, sondern mit ihm gewissermaßen die eingeweichten Blätter »umspült«, um dem Saft einen anderen Geschmack zu verleihen. Ich vermute, dass dies der Grund war, weshalb die beiden Damen rauchen wollten. In Potosí lernten wir außerdem eine nette Frau kennen, die uns die Tour zu den Minen verkaufte, und kamen mit einigen Herren ins Gespräch, die teilweise bereits in Rente sind (Ex-Minenarbeiter), teilweise noch berufstätig: Einer von ihnen hat sich sehr zuversichtlich gegeben, Evo Morales noch dieses Jahr zu stürzen und mit seiner Partei an die Macht zu gelangen.

Evo Morales ist der erste indigene Präsident des Landes (und des Kontinents) und weckte große Hoffnungen im zahlenmäßig deutlich überlegenen armen Teil der Bevölkerung: Er würde der indigenen Bevölkerung eine Stimme verleihen, ihr zu mehr Einfluss und somit zu mehr Wohlstand verhelfen. Seit der Verfassungsänderung, die Bolivien offiziell zu einem »plurinacionalem« Staat gemacht hat, scheint jedoch nicht mehr allzuviel passiert zu sein, und spätestens seit dem gasolinazo Ende des letzten Jahres, der dazu führte, dass Sprit- und Gaspreise beinahe verdoppelt wurden und somit alle Waren teurer werden mussten, ist die Wut auf den Präsidenten groß. Dabei hatte dieser ja lediglich versucht, durch die Streichung der Subventionen für Treibstoff und Gas dem Schmuggel dieser Güter in die benachbarten Länder vorzukommen.

Nach Potosí ging es nach Sucre, wo wir uns allerdings nur kurz aufhielten. Bemerkenswert waren die unterschiedlichen Schokoläden, in denen wirklich leckere Schokoladen verkauft wurden, die sich auch auf dem deutschen Markt nicht verstecken müssten.

In Cochabamba hatten wir wieder mehr Zeit. Ich hatte den Eindruck, dass es dort nicht so viele Trachten zu sehen gab, die indigene Kultur also nicht ganz so präsent war. (Henry wird mich korrigieren, wenn ich hiermit falsch liege...) Die Cochabambinos machten insgesamt einen entspannten und freundlichen Eindruck. Einige fragten uns auf der Straße, woher wir denn seien und unterhielten sich mit uns, andere Bewohnerinnen und Bewohner der »Wlethauptstadt der deutschen Freiwilligen« ließen sich von uns nicht mehr weiter beeindrucken.

Bolivien hat mich sehr gut gefallen: Obwohl ich mich immer wieder über die Schroffheit und die Ignoranz (als ob alle Weißen reich wären und aus den Vereinigten Staaten kämen...) ärgerte, überwogen doch die positiven Eindrücke, die Farben, die Trachten, die spektakulären Landschaften, das gute Essen. Und immer wieder musste ich mich fragen: Wie würden wir Deutschen sein, wenn unser Staat finanziell am Ende, sämtliche Behörden korrupt und die Versprechen der Politiker allesamt Lügen wären? Wie würden wir ticken, wenn wir keinem [politischen] System trauen könnten, Bildung ein seltenes Gut wäre und nur die wenigsten von uns eine sichere Zukunft hätten? Wie würden wir dann auf all die ausländischen Besucherinnen und Besucher reagieren, die Deutschland besuchen würden und dann wieder in ihre wohlhabenderen Länder zurückflögen? Ich weiß es nicht...

Ich weiß dafür sehrwohl, was ich tun würde, wenn mei
n
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Tastatur verrückt spielen wür
de und endlose Zeilens


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nfügen würde, sodass das Schrei
ben teil

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se unmöglich wäre:

Ich würde aufhören mit d
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h habe ihn der Lesbark
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Ahnung, was hie
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