viernes, 14 de enero de 2011

Aus Aguas Calientes

DER REISSENDE STROM, der Río Urubamba, der sich an Aguas Calientes, unterhalb von Machu Picchu, durch das Tal frisst, hat uns die ganze Zeit begleitet. Doch bis wir zu der Sandpiste kamen, die mal diesseits, mal jenseits des Flusses liegt, mussten wir schon eine abenteuerliche Strecke zurücklegen.

Annika und ich verließen Cusco am Mittwochabend mit einem der Busse Richtung Quillabamba. Nach viel zu vielen viel zu schnell überfahrenen Schwellen, die eigentlich dazu dienen sollen, Bus-, Laster- und Autofahrer zu gemäßigten Geschwindigkeiten zu ermahnen, erreichten wir zunächst Urubamba. Dort füllte sich der Bus, sodass wir von Menschen umgeben waren, die vor Allem Quechua sprachen und damit auch für mich unverständlich waren. Anstrengend war die Fahrt jedoch nicht nur wegen der unangebracht hohen Geschwindigkeit und der schadhaften Straße, sonder auch aufgrund der Musik.

In Ecuador wird die Musik im Bus vom Fahrer vorgegeben. Das war im Bus ab Cusco nicht der Fall, stattdessen brachten die Passagiere ihre eigenen Radios mit. Die Quechua-Dame an meiner Seite kam mit ihrem Apparat nicht so ganz zurecht und gönnte sich und uns und allen lautes Rauschen aus ihrem Radio. Danke dafür!

Irgendwann fand ich dennoch Schlaf, aus dem ich jedoch unsanft gerissen wurde, als alle (!) Passagiere laut aufschrien: Der Bus war plötzlich beunruhigend schnell geworden. Der Fahrer solle sich ausruhen oder ausgewechselt werden, hieß es. Mein Vertrauen in unseren Chauffeur war dahin. Kurz darauf erreichten wir jedoch Santa Maria, und wir konnten aussteigen.

Nach Santa Teresa ging es in einem Van, die Fahrt war kurz und schmerzlos. Dort angekommen, legten wir uns unter den Dachvorsprung eines offenbar leerstehenden Gebäudes, um die drei Stunden bis zum Sonnenaufgang so gründlich wie möglich auszuruhen: Wir hatten einen langen Weg vor uns!

Im verregneten Morgengrauen und mit der Hoffnung auf besseres Wetter machten wir uns also auf den Weg, sämtliche Taxis und Busse ablehnend. Am Ufer des Urubamba entlang, stromaufwärts Richtung Aguas Calientes, das zu Füßen der Touristenattraktion Südamerikas liegt. Der Weg wurde länger und länger, der Regen nicht weniger und die Rucksäcke nicht leichter. Dennoch: Die Umgebung wirkte surreal, der braune Strom mächtig, die Berge bizarr, die Wolken mystisch.

Nach den ersten drei Stunden erreichten wir das Ende der Straße und fingen an, den Schienen nach Aguas Calientes zu folgen. Uns kamen viele lateinamerikanische Touristen entgegen, die ihre persönlichen Abenteuer in Machu Picchu bereits hinter sich hatten. Momentan sind kaum Europäer und Nordamerikaner hier, stattdessen viele Argentinier (vier zu eins!), Brasilianer und Chilenen. Vornehmlich Studenten aus den wirtschaftlich starken Nationen des Kontinents.

Nach gefühlten hundert Kilometern erreichten wir schließlich Aguas Calientes. Das Dorf liegt direkt am braunen und momentan ziemlich gefährlich aussehenden Río Urubamba und besteht vornehmlich aus Hotels, Restaurants (Pizza überall) und Waschsalons. Wüsste ich nicht, dass sich zwischen den unglaublich steilen Felswänden keine anderen Dörfer befinden und dass man Aguas Calientes ausschließlich im recht teueren Zug oder zu Fuß verlassen kann, ginge ich davon aus, dass keine Peruanerin und kein Peruaner auch nachts hier lebt...

Nachdem wir uns von unserem Marsch nach Aguas Calientes weitmöglichst ausgeruht hatten, standen wir um vier Uhr morgens des Folgetags auf, um die Wanderung nach Machu Picchu anzutreten: Die Ruinen liegen etwa vier Kilometer und vierhundert Höhenmeter vom Dorf entfernt, und wer einen der nur vierhundert Stempel pro Tag für den Hausberg Huayna Picchu erhalten möchte, muss früh auf der Matte stehen!

Der Weg nach Machu Picchu war nicht leicht, führte über unzählige Treppenstufen steil bergauf. Die vielen entkräfteten und sich teilweise übergebenden Opfer des Rennens am Wegrand waren mir dennoch unverständlich. Ebenfalls die Tatsache, dass fast niemand eine Taschenlampe dabei hatte! Ich eilte dennoch unbeirrt den Berg hinauf und erreichte das Ziel schließlich unbeschadet und im anbrechenden Morgengrauen. Der Eingang war verlassen und ich kam mir verloren vor: War ich richtig! Ich war richtig! Gemeinsam mit einer korpulenten Brasilianerin war ich der erste Besucher des Tages, musste jedoch noch eine halbe Stunde bis zur Öffnung der Kassen warten und konnte Annika einen guten Platz reservieren.

Machu Picchu hing tief im Nebel, als wir schließlich eintreten durften. Immerhin hatte der Regen aufgehört! Wir irrten eine Weile durch die alten Gemäuer, bevor wir den Aufstieg zum weitere zweihundert Meter höher gelegenen Huayna Picchu antraten. Wieder waren einige hohe Treppenstufen zu bezwingen, und teilweise fühlte ich mich am Rande tiefster Abgründe etwas unwohl. Es half nichts: Ich musste auf diesen Felsen, der auf den typischen Bildern von Machu Picchu als Hintergrund dient!

Auf dem Gipfel dieser abenteuerlichen Anlage warteten Annika und ich rund eine Stunde, bis der Nebel plötzlich aufriss und so einen tollen Blick auf Machu Picchu bot! Es war unbeschreiblich: Die seltsam schroffen Felswände in der Umgebung boten einen unfassbaren Hintergrund für den Blick auf die beeindruckenden Ruinen. Alles schien wie von einer anderen Welt. Letzte Nebelschwaden hingen noch an einzelnen Abhängen, während die Sonne auf uns niederbrannte...

Nach dem Abstieg von Huayna Picchu und einem weiteren Spaziergang durch die Ruinen entschieden wir uns gegen eine Führung und für den Abstieg; unsere Beine und Füße machten sich bemerkbar. In Aguas Calientes gab es die wohlverdiente Stärkung und am Ende eine weitere gute Nachricht aus der Bundesliga.

Was für ein Tag! Und morgen geht es weiter: Zurück nach Santa Teresa und von dort nach Cusco, diese Mal tagsüber. Und dann so direkt wie möglich nach Bolivien. Copacabana soll schön sein, und von dort starten wir unsere Tout auf den Titicaca-See! Weiteres von dort!

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