domingo, 26 de junio de 2011

Spitzel und Regen

DER GRÖSSTE WERMUTSTROPFEN während der drei Wochen, die ich in Havanna verbracht habe, war das komische Gefühl, das mich in jedem Gespräch mit Einheimischen und beim Absenden meiner eMails und Blogeinträge begleitet hat: Das Netz aus Spitzeln sei zwar nicht mehr ganz so eng gesponnen wie vor ein paar Jahren, aber so ganz sicher könne man sich fast nie sein, ob gerade jemand mithört oder nicht. Wer auf Cuba lebt, könne zwar einigermaßen wissen, wem man vertrauen kann – aber das sähe bei uns Touristen ganz anders aus.

Die Gefahr, dass man als Ausländer wegen politischer Aktivitäten ins Gefängnis kommt und dort eine unangenehme Zeit verbringt, dürfte sehr gering seien: Wahrscheinlicher ist es, dass man sich bei »falschem« Verhalten ziemlich rasch an Bord eines Flugzeugs zurück in die Heimat befindet. Aber auch das ist nicht gerade das, was man sich bei einer Reise nach Cuba wünscht!

Komisch ist, dass nicht so klar ist, wann man die Toleranzgrenze der kubanischen Behörden überschreitet: Darf man sich die Klagen der Bevölkerung anhören? Darf man sogar auf sie antworten? Darf man »kritische« (also der Wahrheit entsprechende) Postkarten verschicken? Blog schreiben? Sich in eMails über die Situation vor Ort äußern? Für mich habe ich beschlossen, keine besonderen Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen. Ich habe den Menschen zugehört und ihnen auf ihre Ausführungen geantwortet – allerdings nicht systemkritisch, sondern vielmehr beschwichtigend: Andernorts leiden Menschen auch – und nicht selten mehr als in Cuba. Postkarten habe ich geschrieben, aber nicht verschickt: Vermutlich hätten sie das Land nicht verlassen, und das wäre schade ums Geld gewesen. Blog habe ich geschrieben und eMails versandt, allerdings stets ohne Angaben von Namen: Wer weiß, ob die betreffenden Personen aufgrund irgendwelcher Angaben später Probleme bekommen hätten...?

Der Gedanke, den ich anfangs hatte: Dass ich in Havanna auch gerne längere Zeit, zum Beispiel im Rahmen des Studiums, verbringen würde, hat sich bis zu meinem Abflug quasi in Luft aufgelöst: Dieses Gefühl, darauf achten zu müssen, was ich tue und lasse, sage und verschweige, würde mir auf die Dauer so auf die Stimmung schlagen, dass ich das Leben auf Cuba nach einer Weile wohl nicht mehr so richtig genießen könnte.

Jetzt, in Nicaragua, kann ich wieder offen über alles reden – theoretisch. Bei einem Wort gegen Daniel Ortega, den aktuellen Präsidenten – Ex-Revolutionär und jetzt irgendwo zwischen Clown und Tyrann – kann man schon in Probleme kommen. Allerdings wird man wohl eher weniger von den Behörden angefeindet als von den fanatischen Anhängern des miserablen Redners.

Im Augenblick bin ich noch in Managua, wo ich mit Polly bei Laura und ihren Schwestern Norma und Claudia sowie bei ihrer Cousine Belinda wohnen kann. Heute Abend landet Jonas, aus Berlin kommend, in Managua, und bald schon werden wir zu dritt nach Ocotal fahren. Wir werden zweieinhalb Wochen zum Reisen haben, bevor wir von Managua aus die Heimreise antreten. In diesem Zeitraum wird sich hoffentlich das Wetter bessern: Während das Wetter in Havanna aus Sonnenschein mit kleinen Pausen bestand, handelt es sich bei der aktuellen Wetterlage in Managua um Wolkenbrüche mit kleinen Pausen...

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