miércoles, 29 de junio de 2011

Aus Ocotal

NACH LANGER BUSFAHRT erreichten wir Ocotal doch noch: Das mit dem Trampen hat beim ersten Anlauf nicht geklappt, sodass wir am Ende zunächst nach Estelí und von dort nach Ocotal fahren mussten - mit Bussen, die ungefähr an jedem zweiten Haus entlang der rund zweihundert Kilometer langen Strecke anhielten. Dementsprechend waren wir auch sechs Stunden unterwegs und kamen erst nach Einbruch der Dunkelheit in Ocotal an.

Vor genau drei Jahren bin ich hier abgereist, und nun, rund zwei (!!!) Wochen vor meiner Abreise aus Lateinamerika, stelle ich fest, dass nicht mehr alles beim Alten ist. Die erste Veränderung konnte ich bereits bei der Ankunft im Bus feststellen: Die Busse fahren nicht mehr in den Busbahnhof, sondern halten im Markt, der etwas außerhalb der Stadt liegt. Beim Spaziergang in die Stadt hinein konnte ich dann sehen, dass zahlreiche Läden nicht mehr an der selben Stelle zu finden sind. Doch diese Neuerungen sind unwichtig und unscheinbar - viel mehr hat mich überrascht, wie sich die Zusammensetzung des Zirkus geändert hat: Hier sind mir einige Gesichter komplett unbekannt! Aber: Das Projekt hat in der Zwischenzeit große Fortschritte gemacht. Diesen Donnerstag ist der Circo Ocolmena beispielsweise als Gewinner eines Zirkuswettbewerbs bei einem Festival in Managua zu sehen!

Juve, dem Leiter der Bücherei Las Abejitas und mein ehemaliger Chef, ist wieder ganz der Alte, nachdem er sich von den Folgen der schweren und fast tödlichen Übergriffe vor anderthalb Jahren erholt hat. Nelsy, die seinerzeit als Freiwillige in den Abejitas ausgeholfen hat, ist mittlerweile fest angestellt und hat den Posten von Bélgica, die früher dort gearbeitet hat und deren Verbleib mir noch nicht klar ist, inne. Der Zirkus wird nun vor allem von denen geleitet, die seit den Anfängen am Projekt teilgenommen und sich von Zirkusschülern zu Zirkuslehrern entwickelt haben. Doña Martha, die Chefin der NGO INPRHU, mit der Nueva Nicaragua Wiesbaden e.V. zusammenarbeitet, ist immernoch ganz die Chefin: Trotz ihres fortgeschrittenen Alters und ihren schlechten Augen laufen die Fäden bei ihr zusammen.

Anders ist zweifelsohne die Situation in meiner alten Gastfamilie: Meine Gastmutter Ana Julia, bei der Polly und ich auch jetzt wohnen, hat sich mit ihrem Sohn Leonel zerstritten und ihren Neffen Ricardo dazu gebracht, das Grundstück durch eine Mauer zu trennen: Der Hausfrieden hat sich offenbar seit einiger Zeit endgültig verabschiedet. Freiwillige werden in der Familie nicht mehr unterkommen, nachdem vor einem Jahr einige unerfreuliche Dinge vorgefallen sind. Außerdem ist mein Gastopa Don Mateo im April verstorben - und mit ihm der Ruhepol der Familie. Doña Maria Elba backt nach wie vor Brot, gemeinsam mit Rosa, die schon seit Jahren in der Familie angestellt ist.

Auch bei den Nachbarn, Julians alter Gastfamilie, hat sich einiges getan. Das Familiengefüge ist zwar noch das selbe wie vor drei Jahren, aber das gesamte Haus hat sich stark verändert - und ist um einiges wohnlicher, als das noch beim letzten Besuch der Fall war.

Trotz der vielen Veränderungen bin ich froh, wieder hier zu sein: Am Ende ist Ocotal doch noch die gleiche Stadt, meine gleiche Heimat auf Zeit, wie vor drei Jahren! Bis Sonntag werden wir noch hier sein und das Leben im Norden Nicaraguas, unweit der Grenze zu Honduras, genießen!

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