jueves, 2 de septiembre de 2010

Bei Doña Empera

MEINE ERSTE GASTFAMILIE hier in Pucará ist die Familie Gonzales. Ich habe elf Gastbrüder, von denen allerdings nur der jüngste, Vicente, vierzehn Jahre alt, noch hier lebt: Die anderen zehn sind nach Otavalo gezogen, wo sie allesamt in Schreinereien arbeiten und Möbel herstellen. Meine Gastmutter, Doña Magdalena (Emperatriz Gonzales Flores), sagt, dass sie sechzig Jahre alt sei – es ist aber gut möglich, dass das grob geschätzt oder gerundet ist. Mein Gastvater ist (ungefähr) achtzig Jahre alt und heißt Don Manuel (Naranjo).

(Es mag ein unpassender Begriff sein, aber ein besserer fällt mir im Augenblick nicht ein:) Das Anwesen besteht aus fünf Hütten. Die größte nimmt vier kleine Zimmerchen auf, besteht aus Betonblöcken und ist so hoch, dass man aufrecht in ihr gehen und stehen kann. In einem der Zimmer, es ist das kleinste, schlafe ich: Geschätzte sieben Quadratmeter darf ich nun mein Reich nennen. Es ist, nunja, überschaubar und beschaulich und ganz gemütlich: Die Betonsteine wurden irgendwann einmal flüchtig gelb angestrichen, der Fußboden ist nackter wie staubiger Beton. Neben dieser Hütte steht ein Bad, ebenfalls aus Beton, mit Dusche, Waschbecken und Toilette. Warmes Wasser? Wozu! (Dieses Bad ist an die Kanalisation angeschlossen. Dieses Privileg genießen in Pucará nur drei Haushalte. Dennoch ist der Auffangbehälter für die Abwässer schon voll und läuft über. Da hat sich eine Nichtregierungsorganisation einige Dollar dazuverdient mit einer ziemlich unsinnigen, weil schlecht gemachten und vermutlich nicht gut ge- und bedachten sogenannten Hilfe...) Daneben steht eine alte Latrine, die von meinen Gasteltern genutzt wird. Diese Latrine besteht aus einer Art Fachwerk: Ein Holzgerüst, das mit Steinen und Lehm aufgefüllt wurde. Daneben, in ebendieser Bauweise errichtet, steht eine Mischung aus Abstellkammer und Küche. Werkzeuge und dergleichen werden dort gelagert, Meerschweinchen gehalten – cuy ist eine ecuadorianische Spezialität! – und irgendwas wird dort ständig gekocht. Gegenüber befindet sich die eigentliche Küche samt Esszimmer. Auch ein Holz-Lehm-Gebilde, das zusätzlich mit Plastikfolie ausgekleidet ist. Der Fußboden hat den Namen nicht wirklich verdient: Im Lauf der Jahre hat sich der Lehmboden festgelaufen. Die Küche ist ein ziemlich finsteres Loch: Fenster gibt es nicht. Dazu kommt, dass die Raumhöhe ungefähr einen Meter sechzig beträgt. Meine Gasteltern könnten hier vielleicht Seilspringen, wenn sie wollten – bei Vicente und mir sieht es da schlecht aus. Die Küche wird von Hühnern und Küken bewohnt. Das Mobiliar, ein Esstisch mit ein sechs Stühle, haben die Möbelsöhne mitgebracht. Zwischen den beiden Küchen steht ein Betonblock: Rechts und links mit Waschbrett versehen, in der Mitte mit einem Wasserbecken. Hier wird gespült, gewaschen (Essen, Kleidung, Fahrräder, Hühnereingeweide und Princesa, der Hund von Peter) und geratscht. (Entgegen meiner Vermutung ist das »moderne« Betonhaus das älteste Gebäude; die Lehmhütten sehen aufgrund der verwendeten Materialien ziemlich dürftig aus und werden immer wieder renoviert.)

Vicente hat seit dieser Woche keine Ferien mehr. Er wird täglich von einer camioneta nach Apuela gefahren, um dort in die zehnte Klasse zu gehen; dieser Service kostet ein paar Dollar im Monat. Doña Magdalena und ihr Mann gehen keiner bezahlten Arbeit nach. Don Manuel war Bauer und beschäftigt sich nach wie vor auf diesem Gebiet: Erntet mal Erbsen, mal Yucca und ist viel draußen unterwegs, während Doña Magdalena alles regelt, was mit dem Haushalt zu tun hat und nebenbei Taschen knüpft, die sie verkauft. Alle drei, vor allem jedoch die Eltern, sind sehr freundlich und es macht Spaß und bereitet mir Freude, mit ihnen zu plaudern. Und Doña Magdalena findet Gefallen daran, mich Kartoffeln schälen sowie Erbsen und Bohnen pulen zu lassen. Warum auch nicht?

Verglichen mit meiner Gastfamilie in Nicaragua, die man dort vielleicht zur verschwindend geringen Mittelschicht zählen könnte, ist meine jetzige Gastfamilie wirklich arm. Aber ein paar Dollar verdienen sie mit mir ja – und für alles Andere gibt es den Garten hinter der Küche, in dem Gemüse und Kräuter zu finden sind. Und für mich ist es eine neue Erfahrung, die mir sicherlich nicht schadet und bisher sogar gut gefällt! (Auch wenn die Beschreibung des Hauses mitunter etwas bissig klingen mag, fühle ich mich doch sehr wohl hier und kann mich über nichts beklagen, abgesehen von den enorm großen Portionen, die mir dreimal am Tag auf meinen Teller geladen werden, doch dazu bald mehr.)

Bemerkenswert – und nachvollziehbar – finde ich, wie sich in Pucará alle Menschen aus dem eigenen Garten ernähren. Alle bauen auf dem kleinen Grund, den sie besitzen, Nahrungsmittel an: Kartoffeln, Salat, Erbsen, Bohnen, Karotten und melloco, eine Art Kartoffel, nur kleiner und gelb, sind sozusagen der Standard. Andere, die mehr Platz haben, können auch Orangen, Bananen, Zitronen und deren geschmacklose Verwandte, die lima ernten, außerdem Ananas, naranjilla, guyaba, Pithaya, Brombeeren und andere Früchte mehr. Weniger nachvollziehbar ist für mich die Tatsache, dass dennoch der Reis die Basis jeder Mahlzeit ist – dabei muss der zwangsläufig gekauft werden, weil er hier oben, in diesem Terrain und in den kleinen Gärten nicht angebaut werden kann. Auch Fleisch wird in der Regel dazugekauft, da nur die wenigsten über Kühe oder Schweine verfügen, die meisten aber Meerschweinchen und/oder Hühner besitzen.

Und wo ich schon beim Essen bin: Gut schmeckt's! (Das allermeiste jedenfalls...) Grundsätzlich gibt es Reis, der hier, wie in Deutschland, in Wasser gekocht wird und nicht, wie in Nicaragua in Öl. Dazu gibt es oft Erbsen oder Bohnen und ein Stück Fleisch und ein Spiegelei. Zumindest mittags, aber ab und zu auch abends, gibt es vor dem Reis plus X noch eine Suppe. In der schwimmen meistens Reis und ein paar Kartoffelstücke; dazu wird häufig Popcorn – palomitas – gereicht, das sozusagen die Backerbsen ersetzt. Einen Nachtisch gibt es nie, aber hin und wieder werden als Salat ein paar Stücke Papaya kredenzt. Zum Frühstück gibt es für mich immer ein Ei und irgendeine Teigware – empanadas oder tortillas. Für den Rest der Familie sieht das nicht anders aus, allein es fehlt das Ei.

Mir fehlt es an weiteren Dingen, von denen ich berichten oder die ich beschreiben möchte und euch sicherlich an Zeit, noch mehr zu lesen.
Pues, que la pasen muy bien, y hasta la próxima – chao!

3 comentarios:

  1. hi simon - ich habe gerade gar keine zeit deine berichte zu lesen - leider! das hol ich bald nach! Ich wollte mich nur mal kurz melden!
    Das mit dem treffen hat ja super geklappt - hihi! Ihc hatte die erste woche einfach gar keine Moeglichkeit mich zu melden. Weder Zeit - wg dem Orientation camp - noch Internet!
    ich hoffe aber, dass bei dir alles gut geklappt hat und dass du gut in Pucará angekommen bist!
    Bestimmt laesst es sich bald mal irgendwie einrichten, dass wir uns sehen, dass waer schon toll! Also ganz liebe Gruesse und bis hoffentlich bald! Julika

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  2. Oye Simon! Te quise escribir por creo que tu puto correo de web esta llenisimo, como ya siempre en Nicaragua :-) Pues cámbialo a gmx o lo que séa, para que siempre puedas recibir mis correos, oiste!!

    Hasta loco amor...

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  3. ¡hola simon!
    Also wenn du im Oktober in Quito bist koennen wir uns auf jeden Fall sehen! Ich arbeite ja nur unter der Woche, also wird das wohl klappen...ich freu mich schon!
    Meine ecuadorianische Handynummer ist: 095158582!
    Ganz liebe Gruesse aus dem endlich mal richtig sonnigen Quito ;-)
    ¡hasta pronto! Julika

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