miércoles, 22 de septiembre de 2010

Von Bergseen und Ministern

WEIL ICH DERZEIT so oft in Apuela bin, kann ich die Blog-Schlagzahl ein wenig erhöhen – und mal wieder von dem schreiben, was ich hier tagein, tagaus erlebe! Es hat sich etwas getan; nicht allzuviel, aber genug, um davon zu berichten.

Obwohl ich mir Anfang September gesagt hatte, vor Anbruch des kommenden Monats kein weiteres Mal nach Otavalo oder in eine andere Stadt außerhalb Íntags zu fahren, habe ich am vergangenen Donnerstag wieder den Weg nach Otavalo angetreten: Spontan habe ich Nora, die – ebenfalls mit YAP – in Apuela arbeitet, begleitet, um mit ihr um den Cuicocha-See zu umwandern. Erstmals seit Nicaragua kam ich in den (hier: zweifelhaften) Genuss, eine längere Strecke auf der Ladefläche einer camioneta (Pick-Up) zurückzulegen, da beim Warten auf den Bus nach Otavalo ein solches Gefährt geradezu provokant vor uns angehalten und sein Fahrer sich dazu bereiterklärt hatte, uns mitzunehmen. Wir hatten allerdings nicht bedacht, dass die rund fünfzig Kilometer nach Otavalo fast ausschließlich auf einer sehr holprigen Sandpiste zurückgelegt würden – was uns dazu zwang, über der Hinterachse des Fahrzeuges zu sitzen, um nicht gleich wieder von der Ladefläche katapultiert zu werden. Dumm: Dass diese Achse direkt hinter der Kabine ist und man also rückwärts transportiert wird. Wider erwarten kamen wir beide ohne rebellierende Mägen an.

Am Freitag ging es dann zur Laguna de Cuicocha. Dieser See liegt auf etwas mehr als dreitausend Metern, südlich des knapp fünftausend Meter hohen Cotacachi und eingefasst vom Kraterrand eines erloschenen Vulkans. Im See liegen zwei Inseln, auf die möglicherweise der Name des Sees zurückzuführen ist: Der Begriff cuicocha kommt aus dem Quichua und besteht aus den Wörtern cui, was Meerschweinchen bedeutet, und cocha, was für See steht. An dieser Stelle sei erwähnt, dass überhaupt alle den Inka bekannten Berge Ecuadors – und das sind die meisten – ihre von den Inka erdachten Namen behielten und nicht wenige Städte nicht umbenannt wurden.

Zurück zum Meerschweinchensee und dessen Umrundung. Gute vier Stunden brauchten wird, um das Gewässer auf dem Kraterrand zu umwandern – dabei boten sich uns tolle Ausblicke auf die südlich und westlich von Otavalo liegenden Berge Taita Imbabura und Fuya Fuya, die beide knapp fünftausend Meter hoch sind, und auf den schneebedeckten Cayambe zwischen Otavalo und Quito, der mit seinen fünftausendsiebenhundertsechzig Metern immerhin die höchste Erhebung auf dem Äquator darstellt. Doch auch der See sah spektakulär aus, wie er da dunkelblau vor uns lag, mit den beiden grünen Inselchen in seiner Mitte und eingerahmt von den steilen, begrünten Hängen die sich in das kühle Nass stürzen. Auch Blumen gab es zu bestaunen – es dürfte das erste Mal in meinem Leben gewesen sein, dass ich bereute, mich auf diesem Feld überhaupt nicht auszukennen! – und Eidechsen, die sich allerdings nur sehr selten blicken ließen.

Wieder beim Ausgangspunkt angekommen, stand die Sonne senkrecht über uns, meine Oberarme waren ziemlich dunkelrot und wir zufrieden, diese kleine, aufgrund der Höhe aber phasenweise dennoch anstrengende Wanderung unternommen zu haben! Ich konnte noch einen Guide für eine Mögliche Cotacachi-Besteigung ausmachen, und schon machten wir uns wieder auf den Weg nach Otavalo, wo wir uns mit anderen Freiwilligen trafen.

Am Samstagmittag – ich hatte den ersten Bus verschlafen und wollte im zweiten nicht mitfahren, weil der voll war und mir mein Kopf, meine Beine und meine Müdigkeit es mir nicht verziehen hätten, die drei Stunden im Stehen zurückzulegen – fuhr ich dann zurück nach Pucará. Bei der Gelegenheit habe ich fast meine Kamera eingebüßt, die noch auf meinem Platz lag, als ich schlaftrunken aus dem Fahrzeug sprang – und war irgendwie zufrieden, wieder in diesem verschlafenen Nest in Íntag angekommen zu sein!

[Zum Sonntag sage ich aus Respekt vor denen, deren Herz für einen Fußballverein aus der Nähe der Autobahnausfahrt Herne-West schlägt, nichts. Schön war's und ist's!]

Am Dienstag fand dann das statt, worauf ich mich schon seit ein paar Tagen gefreut hatte. Ich durfte arbeiten! Bisher hatte ich mich mit kleinen Arbeiten wie der Reparatur einer Tür, des Verlegens der Abflussrohre eines Spülbeckens, dem Aufsammeln von Müll und dergleichen beschäftigt. Jetzt kam ich zu der Ehre, genau die Arbeit zu tun, die ich von vornherein nicht machen wollte: Mein erklärtes Ziel war es, nach Jahren der Jugendarbeit gegen Ende meiner Schullaufbahn und einem Jahr Arbeit mit Kindern in Nicaragua auf diesem Feld vorerst nicht mehr tätig zu werden. Und dann kam der Vorschlag, dass ich doch mit den Grundschulkindern aus Pucará eine Gruppe aufbauen könnte, in der es ums Vorlesen, Lesen und Erfinden von Geschichten, ums Theaterspielen, ums Zeichnen – kurz: Um die Entfaltung und Förderung der Kreativität geht.

Trotz meines Vorsatzes gefiel mir die Idee auf Anhieb: Das könnte ein Engagement sein, das zwar kein Bargeld bringt und von heute auf morgen möglicherweise keinerlei Vorteile mit sich bringt, auf lange Sicht aber sehrwohl positive Effekte auf die Entwicklung und Persönlichkeit der Kinder haben kann. Und ins Konzept der Hilfe zur Selbsthilfe passt diese Unterstützung nach meinem Verständnis auch eher als die Finanzspritzen, die ich bisher vor allem gesehen habe...

Wenn wir es schaffen, diese Gruppe in Pucará zu etablieren und die Kinder Gefallen finden an diesem Angebot, werde ich von nun an zweimal wöchentlich mit dieser Aufgabe beschäftigt sein. Den Rest der Zeit sollte weiterhin/hoffentlich bald die Arbeit mit und für und von Peter in Anspruch nehmen.

Last but not least: In einigen wenigen Zeitungen (Stand: Sonntag) war bereits davon zu lesen, dass der für seine hervorragende Arbeit und perfekte Eignung viel und völlig zurecht gerühmte Bundesminister für wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (»Entwicklungsminister«), der ehrenwerte Herr Dirk Niebel, das beinahe in trockenen Tüchern geglaubte Engagement Deutschlands für das Naturschutzgebiet Yasunín in Ecuador abgesagt hat. Es handelt sich hierbei um ein bisher einzigartiges Vorhaben, oder besser: Es hätte sich um ein bisher einzigartiges Vorhaben gehandelt. Im Yasunín-Reservat, das, wie andere Gegenden Ecuadors, eine atemberaubende Artenvielfalt aufweist, liegen große Erdölvorkommen begraben, die die ecuadorianische Regierung gewinnbringend und umweltzerstörend fördern könnte – doch bevor dieser Schritt getan werden konnte, kam von ausländischen Regierungen – unter anderem aus Deutschland, allerdings noch vor der laufenden Legislaturperiode – der Vorschlag, in diesem Fall das Erdölvorkommen Erdölvorkommen sein zu lassen. Im Gegenzug hätten Deutschland und andere Staaten die Hälfte der möglichen Einnahmen ohne weitere Gegenleistungen, abgesehen von der Nich-Förderung des Erdöls, in einen Fonds eingezahlt, der durch seine Zinsen die Finanzierung von Projekten im Bildungs- und Gesundheitssektor in Ecuador ermöglicht hätte. Als der ecuadorianische Präsident vor kurzem die Frist, innerhalb derer die Zahlungen hätten getätigt werden müssen, von einem auf ein halbes Jahr kürzte, wurde bereits das Ende des ehrgeizigen Vorhabens befürchtet. Seit nun Dirk Niebel an der Sinnhaftigkeit dieses Projektes zweifelte und ankündigte, keine Gelder aus seinem Etat zur Verfügung zu stellen, ist vom beinahe sicheren Tod dieser interessanten Idee die Rede. Ob der Herr Minister noch umzustimmen oder das Projekt auch ohne Deutsche Hilfe durchzuführen ist, steht derzeit in den Sternen – aber die Hoffnung stirbt ja bekanntlich zuletzt. Und vielleicht meint es Herr Niebel ja auch nur gut: Nach der Zusammenlegung von DED und GTZ hätte er womöglich nicht mehr genügend hervorragend ausgebildete Entwicklungshelferinnen und Entwicklungshelfer, die er zur zuverlässigen Überwachung der Erfüllung des Abkommens nach Ecuador schicken könnte...

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