viernes, 3 de diciembre de 2010

Entren los que quieran

DIE LETZTE VOLKSZÄHLUNG in der Bundesrepublik Deutschland fand neunzehnhundertsiebenundachtzig statt, der bislang aktuellste Zensus in der ehemaligen DDR wurde sogar sechs Jahre früher durchgeführt. Es existieren derzeit also keine exakten Daten über die Einwohnerzahl und die genaue Zusammensetzung der Bevölkerung Deutschlands. Wegen fehlerhafter oder fehlender Angaben von Emigranten sowie nicht registrierter Einwanderer weicht die tatsächliche Bevölkerungszahl wohl im einige hunderttausend von der Zahl ab, die in Almanachen und Statistiken zu lesen ist.

In Anbetracht der Tatsache, dass Deutschland sich seit über zwanzig beziehungsweise knapp dreißig Jahren die Volkszählungen spart, weil allein die in Westdeutschland durchgeführte umgerechnet rund eine halbe Milliarde (!) Euro gekostet hat, mag es verwunderlich erscheinen, dass Ecuador sich alle zehn Jahre eine derartige Aktion leistet! Am vergangenen Sonntag war es wieder einmal so weit: Der groß angekündigte censo 2010 hatte schon im Voraus für Aufregung gesorgt, da die gesamte Bevölkerung dazu aufgerufen wurde, von sieben Uhr morgens bis fünf Uhr am Nachmittag zu Hause zu verweilen, keinen Alkohol zu trinken – die ley seca, das »trockene Gesetz« war von Freitagnacht bis Montag um null Uhr in Kraft – und abzuwarten, bis die Volkszähler vorbeikommen. Mit dem Zählen und Befragen waren vor allem Schülerinnen und Schüler der weiterführenden Schulen und deren Lehrer beauftragt. So ganz genau kann ich jedoch nicht wiedergeben, was da gefragt wurde: Ich saß den ganzen Tag lang in der kältesten und dunkelsten Wohnung Ecuadors, die ein paar Freiwillige in Otavalo mieten, und wartete vergeblich darauf, meine Angaben machen zu dürfen.

Dem Vernehmen nach wurden alle Menschen gefragt, welchem Geschlecht und welcher ethnischen Gruppe sie sich zugehörig fühlen (!), wie alt sie sind, welchen Bildungsgrad sie erreicht haben, wie viel sie verdienen, welche Sprachen sie sprechen und dergleichen noch viel mehr. Interessant finde ich, dass man bei den beiden ersten Fragen nicht von den Zählerinnen und Zählern eingeordnet, sondern tatsächlich gefragt wurde. Peter, der weißeste Einwohner Pucarás, hat angeblich angegeben, schwarz zu sein beziehungsweise sich schwarz zu fühlen. Und für solche Scherze liegt dann das Leben in einem ganzen Land einen Tag lang flach, wird wahrscheinlich die Hälfte der Entwicklungszusammenarbeitgelder eines Jahrgangs ausgegeben.

Das lange Warten war etwas lästig, zumal es offensichtlich umsonst war. Aber auszuhalten war es auf alle Fälle. Was mich wirklich erschrocken hat, war der Círculo de lectores – teatreros gestern: Die Kinder hatten sich gewünscht, wieder ein Theater mit Handpuppen zu machen. Das wollte ich ihnen nicht verwehren – sie aber auch nicht, wie die letzten Male, improvisieren lassen: Dabei kamen bisher immer Wrestlingkämpfe zwischen Eseln und Schafen zustande, was ich nicht sonderlich geistreich fand. Also stand gestern das Ausdenken eines »Drehbuches« auf dem Programm. Und das funktionierte gar nicht: Die Kinder haben behauptet – und ich glaube ihnen das sogar –, dass sie weder in der Schule noch sonst wo jemals eine Geschichte erfinden mussten! Da ist es eine fast unmögliche Aufgabe, sich ein Theaterstück auszudenken! Ich war danach wirklich erschrocken und ein wenig niedergeschlagen, wie wenig Fantasie die Kinder besitzen. Dass sie nie in diese Richtung gefordert geschweigedenn gefördert wurden. Wir haben alle noch einen langen Weg vor uns, und ich hoffe, dass diese Arbeit in den nächsten Jahren weitergeführt wird, damit die Kinder Pucarás eine Möglichkeit haben, ihre Fantasie zumindest ein wenig auszubilden!

Seit dem neunundzwanzigsten November finden in Quito die fiestas de Quito statt, die ich am Wochenende besuchen werde. Mein persönliches Highlight wird das Konzert der puertoricanischen Band Calle 13 sein. Nach dem Wochenende werde ich davon berichten. Und von der ecuadorianischen Musikkultur... Bis dahin: Schönes Wochenende!

2 comentarios:

  1. Schönes Wochenende dir auch mein Lieber. Alles gut, mach weiter.

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  2. viel spaß, auf dass der bvb die 40 punkte erreicht ;)
    gruß, tilman und hannes

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