jueves, 3 de marzo de 2011

Geld, Geld, Geld

DIE FINANZIELLE SITUTATION vieler Ecuadorianerinnen und Ecuadorianer lässt kaum Spielraum und Verhandlungsmöglichkeiten, wenn es um Arbeit geht: Im Grunde muss jeder Job angenommen werden, so schlecht bezahlt und so unwürdig er (in unseren Augen) auch sein mag! Jeder Dollar, der verdient wird, ist kostbar; die staatliche Unterstützung von fünfunddreißig Dollar pro Monat für arme und/oder alte Menschen reicht auf dem Land kaum aus, um eine Familie zu ernähren und ist für Städterinnen und Städter nicht mehr als ein Almosen.

Meine Gastmutter Delia wohnt eigentlich nicht in Pucará. Sie zog dort vor vier Jahren hin, weil es dort Häuser für bedürftige Menschen gab, für die man lediglich einige Stunden gemmeinnütziger Arbeit zu verrichten und hundertdreißig Dollar zu bezahlen hatte - Arbeit fand sie dort aber nicht. Also beschloss sie, nach García Moreno zu ziehen, einer kleinen Ortschaft, noch eine Stunde Busfahrt tiefer in Íntag gelegen. Dort lebt sie in einer Hütte aus Plastik, die ich in der kommenden Woche kennenlernen möchte, und arbeitet in der Landwirtschaft. Sie verdient fünf oder sechs Dollar am Tag, wenn sie bei der Ernte hilft - das ist mehr, als sie in Pucará bezahlt bekäme. Dass sie nur ab und zu Arbeit hat und keinesfalls von Arbeitsplatzsicherheit die Rede sein kann, stört sie dabei kaum: Irgendwie bringt sie ihre Kinder (und Enkelkinder) über die Runden und wohnt nahe bei der Verwandtschaft.

Anders scheint hier Fernando zu ticken. Er ist der Ehemann von Paula, einer der beiden verbleibenden Spanischlehrerinnen der Spanischschule, für die ich arbeite, und Vater von zwei kleinen Kindern. Paula arbeitet im Consorcio Toisán, einer Nichtregierungsorganisation mit Sitz in Apuela, als Sekretärin und hat ein festes Einkommen. Zusätzlich kann sie durch ihre Lehrtätigkeit immer wieder Geld in die Familienkasse spülen. Dennoch hat Fernando entschieden, Íntag zu verlassen: Um sich endlich keine Sorgen mehr um seine Arbeit zu machen. In Íntag hat er zwar fleißig und häufig auf diversen Baustellen gearbeitet und dementsprechend verdient - der Lohn beträgt für einen einfachen Arbeiter ungefähr zehn Dollar am Tag, für einen maestro (Fach- oder Vorarbeiter) zwischen zwölf und fünfzehn. Aber er konnte sich nie sicher sein, ob es am Folgetag, in der nächsten Woche, im kommenden Monat noch Arbeit geben würde.

Jetzt arbeitet Fernando im Oriente, im Osten Ecuadors, im Amazonasbecken. Dort, wo Erdöl und damit Geld zu finden ist. Er arbeitet dort zwei Wochen, um dann knapp eine Woche Urlaub und Zeit für die Familie zu haben. Verdienen tut er im Urwald vierhundertfünfzig Dollar pro Monat, Unterkunft, Mahlzeiten, Werkzeug sowie die Arbeitskleidung und deren Wäsche werden vom Unternehmen bezahlt. Welcher Arbeit er genau nachgeht im Oriente, das konnte Fernando selbst nicht so recht erklären: Er arbeite eben, wo er gebraucht würde.

Ironischerweise heißt Fernandos neuer Arbeitgeber PetroAmazonas, eine Firma, die im Amazonasbecken - genauer: Im Bloque 15, unweit des Naturschutzgebietes Cuyabeno, in das Julian und ich im vergangenen November gefahren sind - Erdöl fördert und weiterverarbeitet, und dabei sicherlich mehr als genug Schaden an Flora und Fauna hervorruft. Dabei ist der Arbeitgeber von Paula, das Consorcio Toisán, eine Organistation, die sich dem Umweltschutz widmet und hilft, gegen den Bergbau in Íntag zu kämpfen...

Wegen des Geldes wird sich schon morgen die Zusammensetzung meiner Gastfamilie ändern: Mayra, meine ältere Gastschwester, wird mit ihrem Töchterchen Domenica nach Loja aufbrechen. Das liegt im Süden des Landes, und dort leben ihre Großeltern väterlicherseits. Mayras Großmutter möchte, dass ihre Enkelin ihr im Haushalt hilft und bietet an, für Unterkunft, Ernährung und die Kosten fürs Studium aufzukommen. Das ist ein Angebot, das Mayra aus finanziellen Gründen unmöglich ablehnen kann, obwohl sie nicht so weit weg sein möchte von zu Hause und eigentlich Medizin studieren wollte, und nicht Buchhaltung: Dieser Studiengang scheint für sie der einzig mögliche in Loja zu sein.

Überhaupt habe ich den Eindruck, dass fast alle Studiernenden Ecuadors entweder Tourismus oder Buchhaltung studieren. Ob da später die Möglichkeiten auf eine Anstellung groß sind, möchte ich bezweifeln...! Sollte ich eines Besseren belehrt werden, werde ich selbstverständlich davon berichten!

1 comentario:

  1. So wie es ist,
    und so wie du bist,
    bin ich immer wieder für dich da.
    Ich lass dich nie mehr alleine,
    das ist dir hoffentlich klar.
    http://www.youtube.com/watch?v=hthP8Re4uXQ&feature=related
    Lied der Saison
    Gruß Hannes

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