viernes, 6 de mayo de 2011

Alkoholbedingter Lehrermangel

MAN NIMMT AN, dass Lehrerinnen und Lehrer den Schulkindern als Vorbilder dienen. Dem ist in Pucará nicht so. Immer wieder höre ich von einem Lehrer, der bis vor kurzem einen der beiden Lehrerposten bekleidete und bei dem es einige Kinder bis zum Ende der Grundschule geschaffte haben – ohne lesen oder schreiben zu können. Die Mathematik scheint nicht nur bei ihm kaum eine Rolle zu spielen: Das erstaunt mich bei der Art und Weise, wie den Kindern hier das Rechnen beigebracht werden soll, aber auch nicht: Textaufgaben, die irgendeinen Bezug zur Praxis, zum Alltag herstellen könnten, gibt es gar nicht. Stattdessen werden unsinnige Zahlen im zehnstelligen Bereich dividiert. Wobei das schon ein großer Fortschritt ist – beim letzten Lehrer wurde im Mathematikunterricht gar nichts gelernt.

Können Kinder und Eltern in Pucará also auf eine Verbesserung des Unterrichts in der Grundschule hoffen? Es schien bis vor Kurzem so. Als ich aber vor einer Woche am Straßenrand stand, um mit dem Bus, der um kurz vor um sieben Uhr am Morgen Pucará passiert, nach Otavalo zu fahren. Zu dieser Zeit sollte der Unterricht in der Schule beginnen. Das Auto von Paúl, dem Lehrer, stand bereits vor der Schule. Doch der Lehrer war nicht, wie ich vermutet hatte, im Klassenraum: Als ich wieder zur Schule blickte, fuhr der blaue Kleinwagen in Richtung Dorfzentrum – und musste auf diesem Weg auch an mir vorbeifahren. Weshalb der Lehrer so langsam unterwegs war, erklärte sich auch nach kurzer Verwunderung von alleine: Als der Lehrer mir eine (in diesem Fall) halbleere Bierflasche reichte und mich aufforderte, einen Schluck zu nehmen. Mit im Auto: Ein Kasten Bier und zwei Freunde, mindestens so betrunken wie der Lehrer.

Als Paúl dann losfuhr und etwas davon lallte, dass er nun nach Otavalo fahren wolle, hoffte ich im Stillen, dass er dort nicht planmäßig, sondern im Notartwagen ankommen würde, damit er etwas daraus lernen könnte. Den Lehrer habe ich seitdem nicht mehr gesehen, aber es scheint auf seiner Fahrt nichts passiert zu sein – das hätte man in Pucará erfahren. Das Ende vom Lied war jedenfalls, dass der Unterricht ausfiel an diesem Freitag.

Das ist zwar Routine hier, da die meisten Lehrkörper bereits am Donnerstag nach Otavalo aufbrechen – doch in der Regel gibt es dafür immer irgendwelche Ausreden, wie die Teilnahme an einer Fortbildung für Lehrerinnen und Lehrer oder irgendwelche Besuche im Bildungsministerium oder bei anderen Behörden. Dieses Mal erfuhr schnell das gesamte Dorf, welchen Umständen der neuerliche Unterrichtsausfall geschuldet war. Auf die Barrikaden ging trotzdem niemand: Der Lehrer habe sowieso nur einen Vertrag auf Zeit und würde seine Zelte bald abbrechen. Wer ihn ersetzt wird, steht bereits fest: Eine junge Lehrerin wird bald in Pucará tätig werden und die aktuelle Direktorin der Schule bei dieser Gelegenheit ersetzen. Bleibt zu hoffen, dass sich dann endlich etwas tut in der Schule von Pucará!

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