miércoles, 6 de octubre de 2010

WAR DAS SCHÖN, als sich am Sonntagabend ein Moment der Zufriedenheit einstellte: Bisher war ich immer etwas beunruhigt und nicht ganz zufrieden gewesen, weil ich von meinen Aufgaben in Pucará nicht so ganz überzeugt war. Woher genau diese Zufriedenheit nun genau kam, kann ich gar nicht erklären.

Lag es an dem ereignisreichen Wochenende? Ich war am Donnerstag nach Otavalo gefahren, um dort zu entscheiden, dass ich am Freitag nicht nach Quito reisen würde: Wegen einer Kunstausstellung wollte ich mich nicht in die Hauptstadt wagen, die am Tag zuvor von einem versuchten Staatsstreich und Feuergefechten zwischen Polizei und Militär heimgesucht worden war. Infolgedessen blieb ich in Otavalo, wo wir den Geburtstag einer anderen Freiwilligen feierten und einen mindestens genauso langen wie netten Abend verbrachten. Am Samstag fuhr ich nach Pucará zurück, wo die nächste Feier anstand: Peter verabschiedete seinen britischen Freund Stuart, der Ecuador nach achteinhalb Jahren verlassen und mit seiner Freundin nach Spanien ziehen wird – wohin, das wissen die beiden noch nicht. Wozu auch? Als sie vor achteinhalb Jahren als Backpacker nach Ecuador kamen, wussten sie auch weder dass noch wo sie so lange hier leben und arbeiten würden! Die Feier bei Peter war sehr nett, und für mich war es ein fast neues Gefühl, in Pucará zu sein und trotzdem gute und lange und abwechslungsreiche Gespräche zu führen. Am Sonntag fuhren die Bekannten Peters wieder nach Cayambe und Quito zurück – und uns bot sich ein wunderschöner Sonnenuntergang: Es war das erste Mal seit meiner Ankunft in Pucará nicht schon vor dem Sonneuntergang bewölkt, nur unterhalb des Gipfels des Cotacachi waren schon einige Nebelschwaden aufgestiegen. Doch die machten den Anblick noch spektakulärer: Die Hügel und Täler um Pucará waren schon in den Schatten der beginnenden Nacht getaucht, als im Westen der Himmel und im Osten der schneebedeckte Cotacachi über den Nebelschwaden golden leuchteten! (Dass ich meine Kamera ausnahmsweise nicht einstecken hatte, ist nur halb so wild: So schön wie der Sonnenuntergang tatsächlich war, hätte er auf einem Foto nicht aussehen können...) Auf dem Rückweg von Peters Finca, es war inzwischen dunkel, stellte sich das eingangs erwähnte Gefühl ein.

Am Sonntag schlief ich dann erstmals in meiner neuen Gastfamilie: Ich lebe jetzt bei Doña Teresa und ihrem Mann, Don Segundo. Sie ist fünfundsechzig Jahre alt, er siebzig. Die beiden leben vielleicht zweihundert Meter von meiner alten Gastfamilie entfernt: Pucará ist nicht groß. Von ihren fünf Töchtern lebt nur noch eine in Pucará: Esperanza, mit ihren drei Töchtern und zwei Söhnen, aber ohne die dazugehörigen fünf Väter. Die sieben Söhne von Teresa und Segundo leben alle außerhalb. Doch dass ich mit den beiden Herrschaften alleine bin, kommt fast nicht vor: Die meiste Zeit sind Shisela, Fernanda und Andrés im Haus, die drei jüngeren Kinder von Esperanza. Die drei sind auch für mich eine gute Unterhaltung. Shisela ist neun Jahre alt und geht in die fünfte Klasse der Grundschule in Pucará. Sie ist sehr aufgeweckt und quasi rund um die Uhr daran interessiert, dass ich ihr eine Geschichte vorlese. Fernanda, vier Jahre alt, und Andrés, der jüngste, hängen meistens an Shiselas Fersen und trauen sich nicht so recht, mit mir zu sprechen. (Und dass Fernanda von Doña Teresa immer gesagt bekommt, was sie mir antworten oder erzählen soll, finde ich etwas nervig: Da ziehe ich Schüchternheit dem Nachplappern vor...)

Witzig ist irgendwie, dass ich jetzt zwar problemlos in der Küche stehen kann, mich dafür sowohl im Bad als auch in meinem Zimmer, einem Bretterverschlag hinter dem Haupthaus, nur gebückt fortbewege. Ansonsten hat mein neues Zuhause viele Ähnlichkeiten mit dem vorherigen: Es gibt wieder mehrere Gebäude, von denen jedes ein Aufgabenfeld aufnimmt – die Hütte mit Küche und Esszimmer, das Haupthaus mit Schlafzimmer (und, wichtig, Fernseher) und meinem Verschlag im Anhang, und das Bad, eher eine Latrine mit Dusche. Dazwischen liegt ein kleiner Hof, eine staubige Fläche, über der die Wäscheleinen nächtliche Spaziergänge ziemlich gefährlich werden lassen.

Aus der Welt der Arbeit gibt es auch kleine Neuigkeiten. Gegen Ende des Monats wird eine Gruppe aus den Vereinigten Staaten nach Pucará kommen; ihre Aufgabe: Wiederaufforstung. Drei Tage werden sie in Familien in Pucará untergebracht sein, bevor sie, von Peter und mir begleitet, die Íntag-Region besser kennenlernen werden. Im Anschluss wird es einen kleinen Kurs für die Lehrerinnen der Spanischschule geben: Polly, eine Bekannte von Peter, mit der ich bei Stuarts Abschiedsfeier ins Gespräch kam, wird ihnen das Lehren lehren – eine für Lehrerinnen nicht ganz unwichtige Fähigkeit!

Ansonsten bin ich gespannt, auf welche Tiere ich in den nächsten Tagen stoßen werde: Am Sonntag ringelte vor mir eine Schlange über den Weg. Meine Recherche hat ergeben, dass es eine Korallenotter gewesen sein müsste – schwarz mit roten und gelben Streifen (oder Ringeln?) und etwas mehr als einen Meter lang. Am Montag folgte der nächste Exot, den ich allerdings nicht benennen kann: Ein braunes Tier, das sehr nach Katze aussah, jedoch größer war und einen ziemlich langen Schwanz hatte. Man hat mir den Namen zwar verraten, ich konnte jedoch keine Übersetzung finden. Tierfreunde und -kenner: Ich würde mich über eure Hilfe freuen!

Euch allen wünsche ich einen schönen Herbst – die Angaben zu dessen Beginn sind irgendwie widersprüchlich: Mal heißt es, dass er bereits Einzug erhalten habe, mal hören sich die Berichte noch sehr nach Sommer an. Hier regnet es immer öfter, aber stets erst am Nachmittag. Dennoch gab es am Dienstag erstmals kein Wasser aus der Leitung in Pucará – was in Apuela schon seit Wochen stattfindet, scheint nun auch hier zu beginnen. Warum das ausgerechnet jetzt, da es regnet, losgeht, kann ich nicht ganz nachvollziehen. Doch das Periódico ÍNTAG wird im November darüber berichten...

3 comentarios:

  1. Hola, que bien para ti que vas a gustar tu projecto mas a tiempo. Me encata siempre tu textos, son muy interesante. Especialmente para leer como estan otros voluntarios que no estan agui en CBBA.
    Yo tambien tengo muchas ganas de viajar al sur de Bolivia. Entonces vamos juntos, no?

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  2. das klingt doch sehr gut, was du da berichtest. ich bin derzeit überfordert mit mails beantworten, da ich erst einmal mein zimmer einräumen, Vorkurse besuchen und kurze Nächte verarbeiten muss ;)
    beste Grüße
    Hannes

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  3. hey sim.
    war das tier evtl. ein wickelbär?
    http://de.wikipedia.org/wiki/Wickelb%C3%A4r
    grüße!

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